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Post-Chef Georg Pölzl schreibt selber gerne Briefe.

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Wien - Seit genau einem Jahr ist der ehemalige Telekom-Manager Gerog Pölzl Chef der Österreichischen Post. Er ist damit der letzte Postboss, der noch ein Monopolunternehmen führen durfte, denn in drei Monaten herrscht auch beim klassischen Brief freier Wettbewerb. Dass mit 1. Jänner 2011 die ersten Konkurrenten vorm Briefkasten stehen, erwartet er trotzdem nicht. "Aber wir werden mit der Zeit Wettbewerber sehen, die uns Geschäft in den Ballungsräumen abjagen", so Pölzl.

Aber die Erfahrung zeige, dass es für den Zweiten sehr schwierig ist, den Ersten zu überholen. "Marktanteil is King" denn "The Winner Takes it All", betonte er. Und Pölzl weiß wovon er spricht: Vor seinem Postjob war er Chef von T-Mobile Austria, der Nummer 2 am Handymarkt hinter A1 - danach wechselte er in den Chefsessel von T-Mobile Deutschland, dem Marktführer im Nachbarland.

Auf das erste Jahr bei der teilstaatlichen börsenotierten Post AG blickt Pölzl zufrieden zurück, wenngleich auch noch Riesenaufgaben vor ihm liegen würden. "Wir müssen auf der Kundenfront vorankommen", so sein Credo. Dies und auch die Zusammenarbeit mit der Belegschaft wird derzeit unter anderem in einem Leitbild festgeschrieben, das demnächst Management und Belegschaftsvertretung präsentiert wird.

Die Zusammenarbeit mit der Postgewerkschaft laufe gut, Pölzl erwartet sich durch die Mandatsverschiebung bei der Personalvertretungswahl vergangene Woche hin Richtung Christgewerkschafter (FCG) keine angespanntere Gesprächssituation.

Gegängelt

Von der Politik fühlt sich Pölzl nicht gegängelt, auch werde nicht in seine Arbeit hineininterveniert. Und zu den umstrittenen Postämter-Schließungen meint er: "Wer hätte vor einem Jahr geglaubt, dass wir nun mehr Geschäftsstellen haben als früher. Wir werden das Ziel von 2.000 erreichen, so wie ich es gesagt habe", betonte der gebürtige Grazer.

Eine gute Entwicklung habe auch der Börsekurs genommen. Die Aktienentwicklung sei auch in Krisenzeiten beständig gewesen, dies solle so bleiben. Festgehalten werde an der attraktiven Dividenenpolitik, von der nicht zuletzt auch der Bundeshaushalt profitiert. Pölzl selbst hält 18.254 Stück Postaktien, was bei aktuellem Kurs rund 400.000 Euro entspricht.

Das Geschäft der Auslandstöchter laufe heuer deutlich besser als noch vor einem Jahr. "Wir haben unsere Hausaufgaben im Krisenjahr erledigt", so das Erfolgsrezept. Pölzl will in Europa weiter wachsen, wobei der Schwerpunkt auf Osteuropa liege. Kaufverhandlungen gebe es aber derzeit keine.

Über die Kritik an Post-Aufsichtsratspräsident und ÖIAG-Chef Peter Michaelis, dass dieser Pakete mit DHL ins Ausland verschickt habe, zeigte sich Pölzl verwundert. "DHL ist ein wichtiger Partner von uns, wir verschicken auch einen Teil der Auslandspost über DHL."

Pölzl selbst outete sich als Briefe-Schreiber. So habe er am gestrigen Donnerstag drei Briefe verschickt - einen geschäftlich, zwei privat. Die nächsten Tage wird er allerdings auf Flaschenpost umsteigen müssen. Pölzl verbringt ein paar Tage Urlaub auf einem Segelboot. (APA)