Bild nicht mehr verfügbar.

Oswalt Kolle, Aufklärer der Deutschen - hier bei einer Würdigung der 2001 verstorbenen Beate Uhse.

Foto: Heribert Proepper/AP/dapd

Amsterdam/Wien - Vor gut einem Jahr noch zeigte sich Oswalt Kolle im STANDARD-Interview noch angriffslustig und tabubrecherisch wie eh und je. Der deutsche "Aufklärer der Nation" und Filmemacher attackierte Alice Schwarzer, verteidigte Viagra-Benützer und brach eine Lanze für richtigen Sex auch im Alter: "Wenn mir jüngere Kollegen erzählen, die Alten würden nur noch vanilleschaumartigen Sex haben wollen, so mit ein bisschen Streicheln, sag ich: Ich war schon mal 36, aber Sie noch nicht 80."

Zur Ikone der sexuellen Revolution wurde Oswalt Kolle, der über die Landwirtschaft zum Journalismus kam, ab 1960 durch eine Reihe von Aufklärungsserien für die Illustrierten Quick und Neue Revue. Sie trugen Titel wie "Deine Frau, das unbekannte Wesen" oder "Dein Mann, das unbekannte Wesen" und erschienen später auch in Buchform. Kolles Bücher wurden in insgesamt zwölf Sprachen übersetzt, darunter auch Chinesisch.

Kolles erster Aufklärungsfilm Das Wunder der Liebe - Sexualität in der Ehe hatte 1968 Premiere und wurde in ganz Europa zum Kassenschlager. Ab 1970 folgten weitere Filmklassiker wie Dein Mann, das unbekannte Wesen oder Was ist eigentlich Pornografie.

Kolle, der offen bisexuell lebte, trat bis in die 1990er Jahre hinein häufig als Gesprächspartner in Fernseh- und Radiosendungen in Erscheinung. Der Sohn eines Psychiaters starb bereits am 24. September in seiner Wahlheimat Amsterdam und wurde am Freitag begraben. (APA, red/DER STANDARD, Printausgabe, 2./3.10. 2010)