Wien - Die Umbauarbeiten im Wirtschaftsland Niederösterreich schreiten voran. Am Dienstag, nach der wöchentlichen Regierungssitzung in St. Pölten, bekommt die Fibeg (Land NÖ Finanz- und Beteiligungsmanagement GmbH) einen neuen Chef. Johannes Kern wurde ausgewählt, wie vom Land bestätigt wird.

Die Fibeg verwaltet das Landesvermögen inklusive der Wohnbaudarlehenserlöse; damit war man zuletzt, wie berichtet, nicht rasend erfolgreich. Herbert Höck geht nun in Pension, ihm folgt der 37-jährige Kern, der beste Kontakte zu Finanzlandesrat Wolfgang Sobotka (ÖVP) und zu Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) hat.

Kern kennt sich in landeseigenen Gesellschaften bestens aus. Seit 1998 ist er in der Hypo Investmentbank (HIB) tätig, wo er seit Jahren das Public-Finance-Geschäft leitet. Dabei betreute er auch die Wohnbauförderdarlehen mit - so zu sagen von verschiedenen Seiten aus. Zum einen hatte er mit der Ausschreibung der Finanzierung beim Verkauf der Darlehen zu tun; die Ausschreibung hat die HIB gewonnen. Zudem war Kern aber auch mit der Umsetzung der Verwertungserlöse beschäftigt.

Geballte Macht

Denn: Seit 2005 ist Kern auch Geschäftsführer der Blue Danube Loan Funding GmbH. Sie ist jenes im Jahr 2001 gegründete Spezialvehikel (SPV) der Niederösterreicher, das die erste Tranche der Wohnbauförderdarlehen bekommen hat und die Erlöse so zu sagen koordiniert. Das Land hat Haftungen übernommen.

Dass die Blue Danube (Aktiva: 2,2 Mrd. Euro) rot bilanziert und ein negatives Eigenkapital (2001: rund zehn, zuletzt rund fünf Millionen Euro) hat, "ist mir nicht bekannt", erklärte Finanzlandesrat Sobotka im April in einer Anfragebeantwortung im Landtag. Die Blue Danube gehört übrigens der (von der HIB gestifteten) Wohnbaudarlehen Privatstiftung, in deren Vorstand etwa Noch-Fibeg-Chef Höck oder Rechtsanwalt Christoph Herbst Sitz und Stimme haben.

Viel Mitsprache hat der nächste Fibeg-Chef auch in Sachen Kultur. Kern ist Geschäftsführer der NÖ Kulturwirtschaft GmbH. Ihr gehören beispielsweise die NÖ Festival GmbH, die NÖ Tonkünstler BetriebsgmbH, die Mehrheit der Kunstmeile Krems BetriebsgmbH oder der Grafenegg KulturbetriebsgmbH. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2./3.10.2010)