"So wertvoll wie ein kleiner Fake": pointierte Headline, böser Humor - passt wunderbar in die noch zu gründende Satire-Rubrik des "Standard". Erschienen ist Klaus Taschwers Polemik gegen meinen Film "Am Anfang war das Licht" allerdings auf der Wissenschaftsseite (23. 9.). Dort kann er in seiner Funktion als Wissenschaftsredakteur nur Studien verhandeln, die in einem großen "peer-reviewed journal" erschienen sind, erklärt er auf telefonische Nachfrage.

Deshalb zieht er es nicht einmal in Erwägung, dass die zehn bzw. 15 Tage dauernden Studien am nicht trinkenden und nicht essenden Yogi Prahlad Jani irgendeine Validität haben könnten. Deshalb kann er die Untersuchungen, die von dutzenden medizinischen Experten bezeugt wurden und unter permanenter Videoüberwachung stattgefunden haben, nicht ernst nehmen. Deswegen kann er das Studienprotokoll und die lückenlose Überwachung - übrigens von unabhängigen Instanzen der Indischen Ärztekammer bzw. der Forschungsabteilung des Indischen Verteidigungsministeriums kontrolliert - nicht anerkennen. Auch wenn die Ergebnisse von ausgewiesenen österreichischen Experten beurteilt wurden - für meinen Film.

Die Untersuchungsergebnisse der Studie über Yogi Prahlad Jani sind nicht in einem renommierten Journal veröffentlicht worden, daher kann das alles nur ein Fake sein, schließt Klaus Taschwer.

Interessanterweise verweist er im gleichen Artikel auf Wikipedia oder Youtube, wo etwa der ehemaliger Zauberer James Randi vor seiner Homevideokamera eine unsachliche, ausschließlich auf Vorurteilen basierende Ferndiagnose zum Fall Prahlad Jani abgibt.

Klaus Taschwer hat auch keine Probleme, die selbstgebastelte Studie eines australischen Privatsenders zu zitieren, wenn es darum geht, Esoterikguru Jasmuheen zu "entlarven". Wir übrigens auch nicht. Das australische Fernsehformat 60 minutes wollte für diese Aufnahmen aber mehr als 15.000 Euro pro Minute für die Lizenzrechte, weshalb wir uns für deutlich günstigeres ORF-Material entscheiden mussten, das Jasmuheen ebenfalls als Schwindlerin darstellt.

Wirklich offensichtlich wird das schiefe Wissenschaftsbild von Klaus Taschwer aber, wenn er nahezu sämtliche im Film vorkommende Wissenschafter als "Parawissenschafter reinsten Wassers" aburteilt, unabhängig davon, ob es sich um Nobelpreisträger oder Professoren an Eliteuniversitäten wie Princeton oder Cambridge handelt. Wer es wagt, Aspekte des Geistes oder des Bewusstseins in die naturwissenschaftliche Diskussion einzubringen, wird von der sogenannten "Science Community" ausgeschlossen. Wissenschaftlichkeit wird hier vor allem nach der Kompatibilität mit dem eigenen Glaubenssystem beurteilt. Bewusstsein ist nicht mehr als ein Epiphänomen der biologischen Gehirnaktivität, lautet das Dogma.

Wenn der Physiknobelpreisträger Brian Josephson in meinem Film sagt, "Ich glaube, die Physik befindet sich in einer Sackgasse, solange sie geistige Effekt ignoriert", betreibt er Blasphemie am materialistischen Denkgebäude und wird deshalb auch "exkommuniziert". Er befindet sich mit seinen ketzerischen Ansichten aber in guter Gesellschaft. Auch die nobelpreisgekrönten "Parawissenschafter" Erwin Schrödinger, Wolfgang Pauli und Max Planck glaubten an einen Einfluss des Bewusstseins auf die Materie.

Skepsis ist in der wissenschaftlichen Diskussion natürlich immer angebracht, vor allem bei einem Thema wie Lichtnahrung. Wenn dabei aber die Bereitschaft fehlt, sich mit Phänomenen auseinanderzusetzen, die dem herrschenden Glaubensmodell widersprechen, verwandelt sich die Skepsis in ihre Schattenseite - die Engstirnigkeit. Und das verdient vor allem anderen das Prädikat "Antiwissenschaftlich". (DER STANDARD, Printausgabe, 4.10.2010)