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Die "Schaufensterkrankheit" ist mit zusätzlichen gesundheitlichen Risiken verbunden

Foto: APA/Soeren Stache

Wien - Verengen sich die Blutgefäße in den Beinen, insbesondere durch die Ablagerung von Blutfetten oder Kalk an der Gefäßinnenwand, kann sich eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) entwickeln. Die Erkrankung kann lange Zeit ohne Symptome bleiben und äußert sich später in krampfartigen Schmerzen beim Gehen, der sogenannten Schaufensterkrankheit. "Die pAVK ist vorwiegend eine Erkrankung älterer Menschen. Für die Industrieländer schätzt man, dass 16 Prozent der Bevölkerung über 55 Jahren daran erkrankt sind, bei den über 75-Jährigen dürften es bereits rund 30 Prozent sein. Allein in Österreich geht man von mindestens 300.000 Personen aus. Neben dem Alter sind Diabetes und Rauchen die wichtigsten Risikofaktoren", sagte Gustav Fraedrich, Direktor der Universitätsklinik für Gefäßchirurgie in Innsbruck.

Die Krankheit ist nicht nur unangenehm, sondern mit erheblichen Risiken verbunden. Bei Patienten mit einer pAVK ist das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, zwei- bis dreifach erhöht, das Risiko für einen Herzinfarkt sogar um das Vierfache höher. In schweren Fällen sind auch die Beine bedroht. Es kann zur kritischen Extremitäten-Ischämie (Blut- und Sauerstoffunterversorgung) kommen, die unbehandelt zur Amputation führen kann. Fraedrich: "Die Therapie umfasst zunächst die Kontrolle der Risikofaktoren - also Rauchen einstellen und Diabetes behandeln - sowie medikamentöse und, wenn diese nicht genügen, interventionelle Katheterverfahren oder chirurgische Maßnahmen zur Aufrechterhaltung einer ausreichenden Blutversorgung."

Epidurale Neurostimulation

In einem nicht zu unterschätzender Prozentsatz sind diese Maßnahmen nicht ausreichend oder nicht (mehr) möglich und es droht die Beinamputation. Die Folge sind Arbeitsunfähigkeit, Behinderung, Verlust von Lebensqualität und hohe Gesundheitskosten. In solchen Situationen sind alternative Strategien gefragt. Eine solche stellt die epidurale Neurostimulation - SCS genannt - dar. Die Methode kann in schweren Fällen Schmerzen lindern und Amputationen vermeiden. Sie bewirkt eine elektrische Stimulation des Rückenmarks über implantierte Elektroden, die mit einem unter die Haut implantierten Impulsgenerator verbunden sind. Führende Experten aus Österreich, Italien und der Schweiz haben jetzt ein Konsensus-Papier veröffentlicht, das der Ärzteschaft die Möglichkeiten und Grenzen dieser Methode sowie ihre kompetente Anwendung näher bringen soll.

"Die SCS ist ein seit Jahren bewährtes und etabliertes Verfahren zur Behandlung von pAVK, wobei die Datenlage eine bemerkenswerte Verbesserung der Durchblutungssituation, eine Schmerzlinderung, eine Reduktion des Risikos von Amputationen sowie eine Verbesserung der Lebensqualität belegt. Bei sorgfältig ausgewählten Patienten kann die SCS daher eine wertvolle Bereicherung des therapeutischen Spektrums bedeuten", so der Innsbrucker Experte.

Doppelter Effekt

Die epidurale Neurostimulation hat offenbar einen zweifachen Wirkmechanismus. Zum bereits länger bekannten schmerzstillenden Effekt kommt auch eine gefäßerweiternde Wirkung, die direkt das Krankheitsgeschehen im Rahmen der pAVK beeinflusst. Die epidurale Neurostimulation wirkt positiv auf eine Reihe von klinischen Parametern. Fraedrich nannte dazu einen Anstieg der Hauttemperatur, Schmerzreduktion, Verbesserung der Mikrozirkulation, Erhöhung der Kapillardichte, verbesserte Sauerstoffversorgung und Wundheilung. Der guten Datenlage zur epiduralen Neurostimulation stehe aber nach wie vor ein unbefriedigender Bekanntheitsgrad und ein fehlendes flächendeckendes Angebot in Österreich gegenüber. (APA/red)