Das Kommandogebäude FM Radetzky auf der Schmelz: Das Militärkommando Wien soll aus der 1896 errichteten Kaserne ausziehen und in ein neues Bürogebäude übersiedeln.

Foto: Bundesheer

Wien - Erst in der Vorwoche ist das Amtsgebäude Schwenkgasse vom Bundesheer feierlich nach den von den Nazis ermordeten Patrioten Oberstleutnant Franz Heckenast und Hauptmann Karl Burian neu benannt worden - doch nach den aktuellen Planungen soll es diesen Namen nur bis zur Jahresmitte 2012 tragen.

Dann nämlich soll die Liegenschaft geräumt werden, die Beamten sollen in ein vorläufig nur als "Standort NEU" identifiziertes Gebäude übersiedeln. Aber dieses Gebäude ist offenbar schwer zu finden: Was hinter vorgehaltener Hand als "Projekt Pentagon" bezeichnet wird, soll mit 28.000 Quadratmetern immerhin rund ein Zwölftel der Bürofläche des US-Ministeriums haben. Verwaltungsgebäude dieser Dimension stehen in Wien nicht so viele leer. Oder sie sind zu teuer.

Diese Erfahrung musste das Verteidigungsministerium bereits mehrfach machen. Denn eigentlich wollte man die Wiener Amtsgebäude allesamt räumen, um einen zentralen und damit kostengünstigeren Standort zu beziehen.

Dieser im Zuge der Heeresreform ÖBH 2010 festgeschriebene Plan sollte bis Mitte des Vorjahres umgesetzt sein - er ist gescheitert wie die gesamte Reform.

Im Sommer 2009 hatte man dann davon geträumt, mit der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien ins Geschäft zu kommen: Da wollte man das Amtsgebäude am Franz- Josefs-Kai 7-9 (1907 von Friedrich Schön als "Industriepalast" errichtet) gegen ein ehemaliges Gebäude der Pensionsversicherung tauschen - und zog den Kürzeren, weil selbst die finanzschwache Universität Wien ein besseres Angebot legen konnte als das Militär.

Dieses sucht also weiter: 1400 Beschäftigte, die derzeit an sieben verschiedenen Plätzen in Wien Dienst machen, sollen an einem Standort zusammenkommen - darunter das gesamte Militärkommando Wien, das derzeit im Kommandogebäude Feldmarschall Radetzky auf der Schmelz residiert.

Zu viele Gerüchte im Umlauf

Der neue Zeitplan ist knapp: Am 12. Oktober, zwei Tage nach der Wien-Wahl, soll die Vorausscheidung erfolgen. Spätestens im Jänner muss das Haus gefunden sein, längstens bis Mitte 2012 gibt man sich Zeit für den Umzug.

Wobei es egal ist, ob das Ministerium Mieter, Miet-Käufer oder gleich Eigentümer wird. "Dieses Vorhaben ist sowohl politisch als auch militärisch brisant. Es erfordert ein besonders sensibles Vorgehen", heißt es in einem Protokoll vom 16. September. Und: "Es sind bereits zu viele Gerüchte bezüglich RO W im Umlauf."

Es müsse unbedingt der Eindruck vermieden werden, dass "Familiensilber verscherbelt" werde, wünschen sich die Planer - man wolle vielmehr auf die Qualität des neuen, noch unbekannten Standorts hinweisen. Wenn man ihn erst einmal findet. (Conrad Seidl, DER STANDARD, Printausgabe, 5.10.2010)