Wien - Die Neckermann Versand Österreich AG steckt tief in den roten Zahlen. Das Versandhaus mit Sitz in Graz weist für 2009 ein negatives Betriebsergebnis in Höhe von 14,5 Millionen Euro aus, zeigt die eben veröffentlichte Bilanz. Im Jahr davor waren es knapp 13 Millionen. Der Jahresfehlbetrag belief sich auf 8,1 Millionen, der Umsatz sank um vier auf gut 84 Millionen Euro. Dem Lagebericht ist zu entnehmen, dass der Fortbestand des Unternehmens an der finanziellen und organisatorischen Unterstützung der deutschen Mutter hängt.
Dem Vernehmen nach hatte Neckermann für Österreich für 2009 ein ausgeglichenes Ergebnis angepeilt - die hohen Verluste überraschen Branchenkenner. Aus Sicht des Konzerns liege man aber voll im Plan, man sei sogar tendenziell besser unterwegs als erwartet.
Die Bilanz dürfe keinesfalls isoliert betrachtet werden, sagt Vorstand Alexander Stifter und verweist auf die Töchter in Osteuropa, deren Restrukturierung Österreich mittrage. Vor allem Kroatien und die Ukraine seien von der Krise hart getroffen, was sich aufs Geschäft auswirke. In Österreich sei man bisher gut vorangekommen.
Neckermann gehört zu 51 Prozent dem US-Finanzinvestor Sun Capital, den Rest besitzt die insolvente Arcandor-Gruppe, was den Konzern nach eigener Angabe jedoch nicht belastet. Restrukturiert wird in Deutschland seit Jahren, heuer will man dort die Rückkehr in die Gewinnzone schaffen, nicht zuletzt auch dank früherer Kunden der Quelle, die pleiteging.
Die Tochter in Österreich zählt 400 Mitarbeiter. Die Überlegung, hunderte Jobs einzusparen, indem die Logistik über Deutschland abgewickelt werde, verwarfen die Eigentümer. "Wir brauchen sie vor Ort", sagt Stifter. Das Online-Geschäft wachse, schnelle Lieferung sei gefragt, das sei vom Ausland aus nicht zu schaffen. Man halte an den Strukturen ebenso fest wie an der Zahl der Beschäftigten.
(Verena Kainrath, DER STANDARD, Printausgabe, 6.10.2010)