Bild nicht mehr verfügbar.

Weniger Sonnenaktivität brachte mehr sichtbare Strahlung.

Foto: APA/EPA/NASA/GSFC

London - Auch unser Fixstern, die Sonne, ist Schwankungen unterworfen. In Zyklen von rund elf Jahre nimmt ihre Aktivität ziemlich regelmäßig zu und ab. Einen Tiefpunkt an Abstrahlung erreicht sie, wenn kaum noch dunkle Sonnenflecken auf der Sonnenoberfläche zu sehen sind, zuletzt 2009.

Bislang gingen Klimaforscher davon aus, dass sich die bodennahe Lufttemperatur auf der Erde leicht abkühlt, wenn die Sonne durch eine solche Schwächephase geht. Doch Messungen von 2004 bis 2007 haben nun ein anderes, für alle beteiligen Forscher überraschendes Ergebnis gebracht: Während dieses letzten Aktivitätsrückgangs erreichte verstärkt Strahlung die Erde.

Die von Joanna Haigh (Imperial College London) und Kollegen ausgewerteten Daten zeigten zwar einerseits, dass sich die UV-Strahlung fünfmal stärker abschwächte als man vermutet hat. Andererseits gelangte viel mehr sichtbare Strahlung und mehr Infrarotlicht zur Erde. Alle Sonnenstrahlungen zusammen ließen die bodennahen Temperaturen auf der Erde um etwa ein Zwanzigstelgrad steigen, schreiben die Forscher in Nature (Bd. 467, S. 696).

Entsprechend fordern sie dazu auf, die Rolle der Sonne bei den bisherigen Klimamodellen zu überdenken. Denn auch wenn noch mehr Daten nötig seien, so lässt sich doch vermuten, dass die Bedeutung der Sonne für das Erdklima bislang überschätzt wurde. Die Forscher gehen davon aus, das der menschliche Einfluss auf das Klima seit 1900 zehnmal stärker war als jener der Sonne. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 08.10.2010)