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Der Internationale Währungsfonds versucht, Druck aus den Währungsstreitigkeiten zu nehmen. Ein neues Beratungsgremium soll die Reform des globalen Währungssystems beschleunigen.

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Washington - Wenn man nicht mehr weiterweiß, dann gründet man auch bei globalen Währungsstreitigkeiten einen neuen Arbeitskreis. Dafür plädierte am Freitag zumindest der Internationale Währungsfonds (IWF). Ein neues Beratungsforum mit den führenden Ländern der Welt solle eingerichtet werden, um einen Abwertungswettlauf der Währungen zu verhindern, schlug IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn bei der Eröffnung der Jahrestagung von IWF und Weltbank vor.

"Der IWF ist der richtige Ort, um in dieser Angelegenheit Fortschritte zu machen." Strauss-Kahn sprach von einer "systemischen Stabilitätsinitiative", mit der die Reform des globalen Währungssystems beschleunigt werden könne. Laut "Frankfurter Allgemeiner Zeitung" sollen dem regelmäßig tagenden Forum die USA, die großen europäischen Staaten, Japan, China und andere wichtige Schwellenländer angehören.

Druck durch USA

Länder mit Handelsüberschüssen wie China sollen überzeugt werden, ihr Wachstum stärker auf die Binnenwirtschaft zu fokussieren, heißt es. Dazu sollen IWF-Berichte angefertigt werden, in denen die Auswirkungen der Wirtschaftspolitik bestimmter Länder auf andere Staaten untersucht werden. Der IWF greift damit eine Forderung der USA auf, dem Fonds im gegenwärtigen Währungsstreit, bei dem es vor allem um die Bewertung der chinesischen Währung Yuan geht, eine größere Rolle zu geben.

US-Finanzminister Timothy Geithner hatte den IWF am Mittwoch zu einer entschiedeneren Haltung gegenüber China aufgefordert. China wird seit längerem vorgeworfen, den Wechselkurs des Yuan künstlich niedrig zu halten und sich damit unfaire Vorteile im Außenhandel zu verschaffen.

Hinzu kommt, dass Japan im September erstmals seit Jahren mit massiven Dollarkäufen am Devisenmarkt interveniert hatte, um den Höhenflug der Landeswährung Yen zu stoppen. Auch mehrere Schwellenländer griffen in jüngster Zeit zu Maßnahmen zur Abwertung der Währung, um die eigene Wirtschaft zu stützen. Dies führte zu Warnungen vor einem Währungskrieg zwischen Industrie- und Schwellenländern. Auch die USA sind inzwischen zunehmend in die Kritik geraten, weil ihre expansive Geldpolitik den Dollar schwäche.

"Globale Zusammenarbeit"

IWF und Weltbank rufen nun zu globaler Zusammenarbeit auf. Die derzeitigen Spannungen könnten sonst in handfesten Ärger münden, sagte Weltbank-Präsident Robert Zoellick. Auch Frankreich wolle sich im Rahmen seiner bevorstehenden G-20-Präsidentschaft für eine Reform des Währungssystems starkmachen, sagte die französische Wirtschaftsministerin Christine Lagarde.

Verhandelt wird auch über eine IWF-Reform. Schwellenländer sollen mehr Gewicht bekommen. Noch ziehen aber Europäer, USA und aufstrebende Länder wie China und Brasilien nicht an einem Strang. (Reuters, go, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9./10.10.2010)