Die Pekinger Führung reagiert aggressiv auf Solidaritätsbekundungen für Liu Xiaobo innerhalb Chinas. Aktivisten, die Liu öffentlich priesen, wurden verwarnt oder festgenommen. Der 54-jährige Dissident hatte am Freitag den Friedensnobelpreis erhalten. Er sitzt seit 2008 in China in Haft.

Webseiten die sich nicht an die amtliche Nachrichtensperre hielten, wurden blockiert. Die Zensurbehörden störten zudem noch am Sonntag die Übertragung der ausländischen TV-Sender BBC und CNN, sobald diese über Liu berichteten.

Ehefrau eingeschüchtert

Liu Xiaobos Frau Liu Xia war Freitagnacht gezwungen worden, Peking zu verlassen, um jeden Kontakt mit Medien zu verhindern. Ihr Mobiltelefon wurde abgeschaltet. Die Polizei brachte sie in die 470 Kilometer entfernte Stadt Jinzhou, wo ihr Mann Liu Xiaobo in Haft sitzt.

Nach Angaben Hongkonger Journalisten durfte Liu Xia ihren Ehemann am Sonntag an einem unbekannten Ort treffen. Die Behörden hatten als Voraussetzung für die Zusammenkunft verlangt, dass sie keinen Kontakt zu Medien aufnimmt. Sie dürfte ihren Mann von seiner Auszeichnung informiert haben.

Nach dem  dem Gefängnis-Besuch wird Liu Xiaobo offenbar selbst festgehalten. Liu Xia stehe in ihrer Wohnung in Peking "faktisch unter Hausarrest", teilte die Rechtsberaterin der US-Menschenrechtsorganisation Freedom Now, Beth Schwanke, am Sonntag mit.   (red/Johnny Erling aus Peking/DER STANDARD, Printausgabe, 11.10.2010)