New York - Der diesjährige Friedensnobelpreisträger, der chinesische Dissident Liu Xiaobo, widmet die Auszeichnung nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights in China (HRIC) den Opfern des Massakers auf dem Pekinger Tiananmen-Platz 1989. Das habe Liu  seiner Frau Liu Xia gesagt, als diese ihn im Gefängnis besucht habe, erklärte die in New York ansässige Organisation am Sonntag. "Dieser Preis ist den verlorenen Seelen vom 4. Juni gewidmet", zitierte demnach Liu Xia ihren Mann im Gespräch mit HRIC. Die Opfer des Massakers auf dem Platz des himmlischen Friedens hätten ihr Leben "für den Frieden, die Freiheit und die Demokratie" gegeben.

Am 4. Juni 1989 hatte die chinesische Regierung die Kundgebungen der Demokratiebewegung auf dem Tiananmen-Platz blutig niederschlagen lassen. Dabei kamen Hunderte, möglicherweise sogar Tausende Menschen ums Leben. Liu hatte damals an der Seite weiterer Intellektueller versucht, die Sicherheitskräfte zu beschwichtigen. Er wurde festgenommen und saß eineinhalb Jahre in Haft. Im Dezember 2009 wurde Liu wegen Untergrabung der Staatsgewalt zu elf Jahren Gefängnis verurteilt, nachdem er sich an der Verfassung und Verbreitung der sogenannten Charta 08, einem Aufruf zu umfassenden politischen Reformen in China, beteiligt hatte.

Besuch von einer Stunde

Laut HRIC dauerte der Besuch von Liu Xia bei ihrem inhaftierten Mann etwa eine Stunde. Gegen Ende des Treffens sei der 54-jährige Dissident in Tränen ausgebrochen.

HRIC bekräftigte die Angaben einer anderen Menschenrechtsprganisation, dass Liu Xia nach dem Besuch bei ihrem Mann in Peking unter Hausarrest gestellt worden sei. "Beamte der Staatssicherheit hindern Liu Xia daran, mit Medien und ihren Freunden in Kontakt zu treten", ließ HRIC am Sonntag verlautbaren. Ihr sei gesagt worden, dass sie ihre Wohnung nur in Begleitung in einem Polizeiwagen verlassen dürfe. HRIC rief die internationale Gemeinschaft auf, sich für die Freilassung von Liu Xiaobo und seiner Frau sowie aller politischen Gefangenen in China stark zu machen. Am Sonntag hatte bereits die US-Menschenrechtsbewegung Freedom Now erklärt, Liu Xia stehe unter Hausarrest.

Xiabao bestätigt per Twitter

Liu Xia soll in der Zwischenzeit per Kurznachrichtenportal Twitter bestätigt haben, dass sie unter Hausarrest gestellt wurde. "Freunde, ich bin zurück Zuhause. Am 8. (Oktober) wurde ich unter Hausarrest gestellt", wurde am Montag über die Twitter-Adresse von Liu Xiaobos Frau Liu Xia mitgeteilt. "Ich weiß nicht, wann ich irgendjemanden sehen kann", hieß es weiter. Ihr Handy sei kaputt und sie könne weder Anrufe tätigen noch empfangen.

Über Liu Xias Twitter-Zugang wurde auch bestätigt, dass sie am Samstag ihren im Nordosten Chinas inhaftierten Mann besucht und ihm von seiner Auszeichnung mit dem Friedensnobelpreis erzählt habe. "Ich werde euch später mehr dazu sagen. Bitte helft mir alle beim Twittern", hieß es weiter. (APA/AFP)