Sie haben, von Häupl abwärts, wieder nur herumgeredet. Niemand sagte: Bei dieser Wahl ging es um "Ausländer", um nichts anderes. Alle anderen Themen - "Bildung", "Arbeitsplätze", "Lebensqualität" - sind Ableitungen. SP-Pensionisten haben Strache gewählt, weil die Türkenkinder im Gemeindebau lärmen; die Mittelschicht hat Strache gewählt, weil die Schulklassen voll mit Nichtdeutschsprechenden sind; jüngere Männer aus der Unterschicht haben Strache gewählt, weil sie mit jungen "Ausländern" um Billigjobs und Sozialwohnungen konkurrieren. Das macht 27 Prozent - heute.

Aus den Proletariern von 1950 sind (dank SP-Sozialstaat) Kleinbürger geworden. Sie glauben, dass ihnen die neue Unterschicht aus Anatolien diese Errungenschaften (und den Grillplatz auf der Donauinsel) streitig macht. Die Hälfte der Strache-Wähler sagte (laut Sora-Institut), dass Wien "viel an Lebensqualität verloren" habe. Übersetzung: sie wollen nicht mit Menschen aus ganz anderen Traditionen zusammenleben.

Unsere Großmütter trugen auch Kopftücher. Aber inzwischen sind wir in der Moderne angekommen. Die Frauen in Kopftuch und bodenlangem Mantel und ihre Männer, ohne die sie nicht allein zum Zahnarzt dürfen, sind es nicht. Das schafft Konflikte. Die Antwort heißt unausweichlich Assimilation - und Hilfe bei der Assimilation.

Begreift das wer? Und hat da die jetzige Riege, von Häupl abwärts, noch die Kraft dazu? (RAU, DER STANDARD, Printausgabe, 12.10.2010)