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Die Flutkatastrophe in China verschwand schnell wieder aus der internationalen Berichterstattung. 40 Millionen Menschen waren davon 2009 betroffen und viele davon leiden heute noch unter den Nachwirkungen.

Foto: AP Photo/Xinhua, Zhou Hua

Wien/Genf - Mehr als 2,5 Milliarden Menschen sind in den Jahren 2000 bis 2009 Opfer von Naturkatastrophen geworden: "Wir blicken zurück auf ein Katastrophen-Jahrzehnt", sagte Wolfgang Kopetzky, Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuzes. Anlass war die Veröffentlichung des neuen "World Disasters Report" des Internationalen Roten Kreuzes zum Welttag der Katastrophenvorbeugung.

2009 gab es laut dem Bericht weltweit 351 Natur- und 225 Technologiekatastrophen - weniger als in jedem anderen Jahr der zu Ende gehenden Dekade. Die Naturkatastrophen kosteten 10.551 Menschenleben, 142 Millionen Menschen waren betroffen. Bei Technologiedesastern starben 6.707 Personen, und es wurden 33.000 Betroffene gezählt. Das geht aus den Daten des Zentrums für Seuchen- und Katastrophenforschung (CRED) in Brüssel hervor. Die beiden großen Katastrophen des Jahres 2010 - das Erdbeben in Haiti und die Überflutungen in Pakistan - sind im Bericht noch nicht berücksichtigt.

Die größten Katastrophen des Jahrzehnts gingen mit einem ungleich höheren Verlust an Menschenleben in die Geschichte ein: der Tsunami im Indischen Ozean im Jahr 2004 (226.408 Tote), der Zyklon Nargis in Burma 2008 (138.366 Tote) und das Erdbeben im gleichen Jahr in der chinesischen Provinz Sichuan (87.476 Tote).

2009 war ein Erdbeben im Süden Sumatras (Indonesien) mit 1.117 Toten die tödlichste Naturkatastrophe. Das Technologiedesaster mit dem höchsten Verlust an Menschenleben war der Untergang der Fähre Teratai Prima, ebenfalls in Indonesien. 247 Menschen starben oder werden seither vermisst.

Große Flut in China betraf 40 Millionen Menschen

Die höchste Anzahl Betroffener gab es mit fast 40 Millionen Menschen nach der großen Flut im Juli 2009 in China. Dürren in Afrika ließen fast 20 Millionen Menschen hungern. Der Taifun Morakot machte in China sowie auf Taiwan und den Philippinen mehr als 13 Millionen Menschen das Leben schwer.

Die Kosten, die Naturkatastrophen 2009 verursacht haben, waren mit 41,5 Milliarden Dollar (29,8 Mrd. Euro) die drittniedrigsten der Dekade und machten nur etwa ein Fünftel der Summe von 2005 aus: Damals richtete allein Hurrikan Katrina 137 Milliarden Dollar (98,3 Mrd. Euro) Schaden an. Der teuerste Sturm im vergangenen Jahr war Klaus, der in Frankreich und Spanien 5,1 Milliarden Dollar (3,66 Mrd. Euro) Schäden nach sich zog.

Risikogruppe: Eine Milliarde Menschen lebt in Slums

Der diesjährige "World Disasters Report" fokussiert auf die Auswirkungen, die Katastrophen auf Stadtbewohner haben. 1950 lebte noch weniger als ein Drittel der Weltbevölkerung im urbanen Bereich, heute schon jeder Zweite. Rund eine Milliarde Menschen fristet ihr Dasein in Slums. Sie sind wegen schlechter Baustandards und mangelnder Infrastruktur besonders von Naturkatastrophen bedroht.

"In Slums breiten sich Seuchen leichter aus als in Gebieten mit fließendem Wasser und funktionierender Abwasserentsorgung", sagte Wolfgang Kopetzky vom ÖRK. Oft wäre es möglich, die verheerenden Auswirkungen von Erdbeben, Hurrikans und Flutwellen zu vermeiden, "zum Beispiel durch Frühwarnsysteme oder sturm- bzw. erdbebensichere Gebäude".

Neben der Bedrohung durch Katastrophen spielt in den Slums Gewalt eine immer bedrohlichere Rolle. Laut dem UNO-Habitat-Programm wurden zuletzt innerhalb von fünf Jahren etwa 60 Prozent der Städter in Entwicklungsländern Opfer von Kriminalität.

Investitionen sind notwendig

Am Internationalen Tag der Katastrophenvorbeugung machen auch die Vereinten Nationen auf die Folgen von Naturkatastrophen aufmerksam. Der Gedenktag soll bewusst machen, wie wichtig Pläne und Frühwarnsysteme sind. Die UNO weist laut einem Bericht der Deutschen Presseagentur dpa besonders auf die Notwendigkeit sicherer öffentlicher Gebäude wie Krankenhäuser und Schulen hin. Die Investitionen in zusätzliche Baumaßnahmen, etwa ein erdbebensicheres Fundament, seien viel geringer als mögliche Folgekosten nach Naturkatastrophen. Der Gedenktag wurde 1989 ins Leben gerufen und wird jährlich am zweiten Mittwoch im Oktober begangen. (APA)