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Unbeschreiblicher Jubel in Chile. Staatspräsident Sebastian Pinera erklärte: "Chile ist heute nicht mehr das gleiche Land wie vor 69 Tagen"

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Luis Urzua wurde als letzter Bergarbeiter nach oben geholt. Aktion abgschlossen.

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Präsident Pinera dankte den Kumpel für ihre Ausdauer und den Rettern für deren unermüdlichen Einsatz.

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Chiles Ex-Fußballstar Franklin Lobos Ramirez wurde nach der Ankunft von seiner Tochter bestürmt und umarmt. Sie hatte ihm einen Ball mitgebracht, den Lobos sofort mit dem Fuß empor kickte

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San Jose – Die historische Rettungsaktion in Chiles San-Jose-Bergwerk ist geglückt. Am späten Mittwochabend (Ortszeit in Chile) fuhr der letzte der 33 verschütteten Kumpel aus dem Stollen auf, in dem die Minenarbeiter 69 Tage lang in mehr als 600 Metern Tiefe gefangen waren. Die perfekt organisierte Rettungsaktion dauerte 22 Stunden und 39 Minuten.

Zum Schluss wurden die verbliebenen Erstretter nach oben geholt. Damit war die spektakuläre Rettungsaktion in der Atacama-Wüste in der Nacht auf Donnerstag nach etwas mehr als 24 Stunden abgeschlossen. Die Erstretter, darunter mehrere Marine-Soldaten, waren zu Beginn der Bergung in die Tiefe hinabgefahren, um die Kumpel für die Auffahrt zu instruieren.

"Boss" letzter, der nach oben geholt wurde

Als letzter Kumpel entstieg der Schichtführer und "Boss" genannte Bergarbeiter Luis Urzua Iribarren der Phönix-Rettungskapsel. Er hatte in der Tiefe entscheidend zum Zusammenhalt der Gruppe beigetragen. Urzua wollte erst alle Männer gerettet wissen, bevor er sich selbst auf den Weg nach oben machte.

"Willkommen zurück im Leben"

Er wurde mit frenetischem Jubel empfangen und vom sichtlich ergriffenen Präsidenten Sebastian Pinera umarmt. "Sie haben Ihre Aufgabe erfüllt", sagte Pinera. "Ich gratuliere Ihnen, Sie sind ein guter Kapitän." Der Staatschef harrte die ganze Zeit am Ausgang des Rettungsschachtes aus und begrüßte die Kumpel mit den Worten: "Willkommen zurück im Leben."

"Mision cumplida Chile"

Die im Schacht verbliebenen Retter hielten Minuten nach der Bergung des letzten Kumpels ein Schild in die unterirdisch installierten Kameras. Darauf stand: "Mision cumplida Chile" (Mission erfüllt Chile). Auf der Oberfläche knallten unterdessen die Sektkorken und die Menschen sangen die Nationalhymne.

Pinera dankte den Kumpel für ihre Ausdauer und den Rettern für deren unermüdlichen Einsatz. "Chile ist heute nicht mehr das gleiche Land wie vor 69 Tagen", sagte er. Das Land sei heute geeinter und stärker und werde in Welt mehr respektiert und geschätzt. Die Bergleute hätten ein leuchtendes Beispiel von Mut, Loyalität und Kameradschaft gezeigt. Pinera fügte aus ganzem Herzen hinzu: "Viva Chile!" ("Es lebe Chile").

Bergleute in recht gutem Zustand

Um ihre Augen nach Wochen in der Dunkelheit vor dem Tageslicht zu schützen, trugen alle Bergleute extra dunkle Sonnenbrillen. Nach einem kurzen Treffen mit ihren Angehörigen und einem ersten ärztlichen Check bei der Mine wurden einige der Männer in ein Krankenhaus im nahen Copiapo gebracht, wo sie genauer untersucht werden sollten.

Die meisten befänden sich in einem "zufriedenstellenden Zustand", sagte Gesundheitsminister Jaime Manalich. Zwei Kumpel müssten sich allerdings am Donnerstag einer schweren Zahn-OP unter Vollnarkose unterziehen, ein weiterer werde wegen einer Lungenentzündung mit Antibiotika behandelt.

Auch Ex-Fußballstar unter Geretteten

Der als 27. Bergmann befreite Franklin Lobos Ramirez war in sichtlich guter Verfassung, als er oben ankam. Chiles Ex-Fußballstar wurde nach der Ankunft von seiner Tochter bestürmt und umarmt. Sie hatte ihm einen Ball mitgebracht, den Lobos auch sofort mit dem Fuß empor kickte. "Er hat das wichtigste Match seines Lebens gewonnen", kommentierte das chilenische Fernsehen.

Jede Ankunft wurde von den Familien gefeiert. Dabei spielten sich bewegende Szenen ab. Viele Kumpel dankten Gott für ihre Rettung und trugen T-Shirts mit der Worten "Gracias Senor, thank you Lord" (Danke Herr).

Längster Aufenthalt unter Tage

Für die Bergleute ging am Mittwoch ein langes Leiden zu Ende. 69 Tage schwankten sie und ihre Familien zwischen Angst und Hoffnung. Nie zuvor mussten Bergleute so lange unter Tage ausharren. Die Kumpel wurden nach ihrer Auffahrt einem medizinischen Vorcheck im Feldlazarett unterzogen und dann per Hubschrauber ins Krankenhaus der Stadt Copiapo geflogen. Dort wurden die Untersuchungen fortgesetzt.

Die Kumpel waren seit dem 5. August in der Kupfer- und Goldmine in der Atacama-Wüste rund 800 Kilometer nördlich der Hauptstadt Santiago festgesessen. Erst nach 17 Tagen konnte die Gruppe ein Lebenszeichen absetzen und wurde danach durch enge Röhren mit Lebensmitteln, Trinkwasser, Kleidung, elektronischen Geräten, Klappbetten versorgt. Nach der rettenden Auffahrt beginnt für die Kumpel und deren Familien nun der schwierige Weg zurück in ein normales Leben.

Zahlreiche Fernsehsender rund um den Globus übertrugen die Bilder der Rettung live. In der chilenischen Hauptstadt Santiago wurde die Nachricht der geglückten Aktion mit einem Hupkonzert gefeiert. (APA/dpa/AFP)