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Wer abnehmen will, setzt besser auf sichere Methoden

Hongkong/Bonn - Rezeptfreie Schlankheitsprodukte aus dem Internet sind mit hoher Vorsicht zu genießen - egal, als wie "natürlich" sie gepriesen werden. Davor warnen Forscher aus Hongkong im "British Journal of Clinical Pharmacology". "Die Aufschrift 'natürlich' auf einer Arznei beruhigt Menschen und sie denken oft automatisch, dass sie dadurch auch sicher ist. Doch erstens sind nicht alle natürlichen Stoffe harmlos, zweitens enthalten manche Schlankheitsmittel auch potenziell gefährliche Wirkstoffe", so die Studienautorin Magdalene Tang.

Krank statt schlank

Die Wissenschaftler berichten von 66 Fällen, bei denen Menschen durch natürliche, schnell wirkende Abnehmmittel gegen Fettleibigkeit vergiftet wurden. Ein Betroffener starb in Folge, acht erkrankten ernsthaft. Die insgesamt 81 eingenommenen Abnehmprodukte setzten sich laut der chemischen Analyse aus zwölf verschiedenen Wirkstoffen zusammen, die teils nicht deklarierte, nicht lizensierte, verbotene oder völlig ungeeignete Arzneien waren oder auch tierische Schilddrüsen-Hormone enthielten. Manche Mittel erhielten bis zu sechs dieser Inhaltsstoffe gleichzeitig.

Zwar beschrieben die Forscher Vorfälle in Hongkong, wo derartige Mittel vor allem aus China, über Freunde, oder bei Naturisten-Läden zu beziehen sind. Relevant seien die Ergebnisse jedoch weltweit, da viele Kuren über das Internet vertrieben werden und staatliche Kontrollen hier häufig nichts ausrichten können. Da viele Patienten ihren Ärzten die Einnahme derartiger Mittelchen verschweigen, sollten diese aktiv danach fragen, sobald seltsame Symptome auftreten. "Ärzte und Vergiftungszentralen sollten zusammenarbeiten, um derartige Mittel zu bekämpfen", empfiehlt die Forscherin.

Auch Potenzmittel betroffen

Auch Europa plagt dieses Problem, berichtet Axel Thile vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. "Sowohl Schlankheits- als auch Potenzmittel werden im Internet häufig als 'rein pflanzlich' und 'mit Kräutern' beworben, häufig auch als Nahrungsergänzungsmittel. Bei genauer Analyse entdeckt man teils hochwirksame chemische Inhaltsstoffe wie etwa Sibutramin." Dieser Wirkstoff kann das Herz-Kreislauf-System schädigen und Bluthochdruck bis Herzinfarkte auslösen, so der Experte für Arzneimittelsicherheit.

Den Konsumenten rät Thile extreme Vorsicht und Zurückhaltung beim Kauf im Internet. "Sicher sind nur Internetapotheken, die über ein entsprechendes Prüfsiegel verfügen. Die meisten Online-Apotheken sind jedoch illegal und tarnen ihre Online-Seiten derart perfekt, dass man kaum erkennen kann, mit wem man es zu tun hat." Bestimmte Ankündigungen seien eindeutige Alarmsignale. "Verspricht ein Mittel tolle Heilungserfolge, stellt den natürlichen Effekt in den Vordergrund und behauptet, rezeptfrei zu sein, sollte man am besten die Finger davon lassen." (pte)