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Jürgen Melzer ließ Rafael Nadal nicht ins Spiel kommen.

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Den ersten Satz gewann der Niederösterreicher zum Ärger des Spaniers im Eilzugstempo.

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Nach dem vierten Matchball war es vollbracht und Melzer durfte erstmals die Nummer eins der Weltrangliste verabschieden.

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Schanghai - Nur 38 Minuten waren im Achtelfinale des mit 3,24 Millionen Dollar dotierten Masters-Turniers von Schanghai gespielt, da hatte Jürgen Melzer gegen den Spanier Rafael Nadal schon Historisches geschafft. Dem 29-jährigen Niederösterreicher gelang gegen den Weltranglisten-Ersten tatsächlich ein Satzgewinn. Das war ihm in den bisherigen drei Partien, zuletzt im Halbfinale der French Open Anfang Juni dieses Jahres, verwehrt geblieben. Ein 6:1 gegen Nadal mit zwei Breaks, das hat Seltenheitswert.

Nach 1:59 Stunden war die Sensation perfekt, Melzer verwertete gegen den 24-jährigen Mallorquiner, der in diesem Jahr neben den French Open unter anderem auch Wimbledon und die US Open für sich entschieden hatte, seinen vierten Matchball. 6:1, 3:6, 6:3 stand auf der Anzeigentafel, Melzer ballte die Faust, grinste sich eines, und nicht zum ersten Mal an diesem Abend in der chinesischen Millionenmetropole schweifte sein Blick zur Tribüne, genau dorthin, wo Freundin Mirna Jukic Platz genommen hatte.

"Der Schlüssel war, dass ich das beste Tennis meines Lebens gespielt habe", sagte Melzer. "Ich weiß, dass ich aggressiv spielen und meine Chancen verwerten muss, wenn ich gegen Nadal antrete. Ich bin stolz, dass ich das umgesetzt habe." Melzer gelangen gleich 37 Winner. Nadal, dem heuer erst die neunte Niederlage zugefügt wurde, konnte sich auch nicht auf eine mögliche Unform hinausreden, erst in der Vorwoche hatte er das Turnier in Tokio souverän gewonnen. Es war sein siebenter Saison-Titel.

Im Viertelfinale trifft Melzer heute, Freitag, auf Juan Monaco, der sich gegen den deutschen Qualifikanten Mischa Zverev klar mit 6:0, 6:2 durchsetzte. Es ist das zweite Duell Melzers mit dem Argentinier innerhalb von zehn Tagen, in Tokio hatte sich Melzer gegen den einstigen Angstgegner im fünften Match erstmals durchgesetzt. Gelingt ihm ein erneuter Erfolg, wäre es der erste Einzug in das Semifinale eines Masters-Series-Turniers.

Werbung für Wien

Die Veranstalter der Bank Austria TennisTrophy (23. bis 31. Oktober) in der Wiener Stadthalle jubelten jedenfalls bereits nach dem Sieg über Nadal. Ein Sieg Melzers - des Lokalmatadors, des Titelverteidigers und der Nummer eins von Wien - über die Nummer eins der Welt, viel besser kann eine Werbung nicht aussehen.

Kann Melzer weiterhin seine Konstanz halten, die ihn in diesem Jahr in die Weltspitze und aktuell auf Rang zwölf der Weltrangliste vorstießen ließ, ist auch noch das World-Tour-Finale in London der besten acht Spieler 2010 möglich.

Im "Race" ist Melzer im Moment auf Rang elf. Andy Roddick zum Beispiel, der Siebentgereihte in der Jahreswertung, musste in der zweiten Runde von Schanghai verletzt aufgeben, der Spanier Fernando Verdasco (9.) scheiterte in der ersten Runde. Nichtsdestotrotz benötigt Melzer auch selbst noch genug Punkte, um beim Saisonabschluss dabei zu sein. Eine erfolgreiche Titelverteidigung in Wien, ein sensationelles Abschneiden beim nachfolgenden Masters-Turnier in Paris wären da kein Nachteil. Jürgen Melzer darf träumen, Stress macht er sich deswegen aber keinen. "Klappt's eben im nächsten Jahr." (DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 15. Oktober 2010, krud)