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So wie dieser Bauarbeiter in London das "London Eye", nimmt auch die britische Bauwirtschaft den Passivhaus-Standard ins Visier. Es gibt diesbezüglich in Großbritannien vieles aufzuholen, österreichische Firmen sollen dabei helfen.

Foto: Reuters/Melville

Österreichische Passivhaus-Technik war bei der ersten nationalen Passivhaus-Konferenz des Vereinigten Königreichs kürzlich in London sehr gefragt. Ein von der österreichischen Außenhandelsstelle London und der Außenwirtschaft Österreich (AWO) organisierter Österreich-Stand mit 15 rot-weiß-roten Firmen "machte die Konferenz-begleitende Ausstellung zu einer 'österreichischen Angelegenheit', und die beteiligten Unternehmen konnten mit ihren Produkten und Lösungen für energieeffizientes Bauen und erneuerbare Energieträger bei den 400 Konferenzteilnehmern nachhaltig punkten", berichtet der österreichische Handelsdelegierte in Großbritannien, Georg Karabaczek.

Im Vereinigten Königreich ist die Dichte an Passivhaus-Projekten noch sehr gering. "Umso erfreulicher ist, dass bei den meisten Projekten österreichisches Know-how einfließt", so Karabaczek. Zielsetzung der Passivhaus Konferenz war, das Thema bei Planern, Architekten, öffentlichen Institutionen und Wohnungsgenossenschaften stärker zu platzieren und Lobbying für die Integration des Passivhaus-Standards in die britische Bauordnung zu betreiben. 

Austro-Know-how

Mehrere Projekte mit österreichischem Passivhaus-Know-how wurden schon umgesetzt. So wurde etwa das erste Collegegebäude mit Passivhaus-Zertifizierung im Hadlow College in Kent von Weissenseer Holz-System-Bau und deren britischen Partnern realisiert und mit Haustechnik von Drexel & Weiss sowie dreifach verglasten Fenstern von Internorm ausgestattet. Ein von der Vorarlberger Firma Kaufmann Zimmerei errichtetes Passivhausprojekt wurde zudem als "Best Practice" für eine Weiterbildungsveranstaltung für britische Architekten ausgewählt.

Auf der Konferenz, in deren Rahmen die Gründung der UK-Passivhausorganisation "Passivhaus-Trust" bekannt gegeben wurde, hielten unter anderen auch der "Begründer" des Passivhaus-Standards, Wolfgang Feist, sowie der Passivhaus-Experte des Energieinstituts Vorarlberg, Helmut Krapmeier, Vorträge.

"Paradigmenwechsel"

Anwesend in der Islington Town Hall in London war außerdem Jonathon Porritt, Gründer und Geschäftsführer des "Forum for the Future". Er sagte, die britische Bauindustrie müsse dringend die Niedrigenergie-Bauweise übernehmen. "Ich denke, die Menschen im Vereinigten Königreich erkennen langsam, wie weit hinten wir beim wirklich energieeffizienten Hausbau sind, verglichen mit anderen europäischen Ländern."

Das wurde auch vom britischen Staatssekretär für Energie und Klimaschutz, Chris Huhne, konstatiert. Er forderte auf der Konferenz einen "Paradigmenwechsel im Hausbau", wo der Nutzen "an den Betriebskosten bis 2050 und darüber hinaus" gemessen werde.

Regierung will "zero carbon housing"

Nur so könne das Ziel des "zero carbon housing", das sich die konservativ-liberale britische Regierung bis 2016 zum Ziel gesetzt hat, erreicht werden. Bis dahin sollen also alle Neubauten bereits "Null-Emissions"-Häuser sein.

Ein winziges Detail fehlt in dem Plan allerdings noch: Nämlich eine zweckmäßige Definition, was denn unter "zero carbon" eigentlich zu verstehen sei. "Bevor man sich nicht auf eine Definition einigt, wird es für die Bauindustrie sehr schwer sein, für die 'Deadline' 2016 zu planen", heißt es in einem Bericht des Maklerunternehmens Knight Frank.

Die Autoren des Reports nennen das Ziel der Regierung deshalb schlicht "unrealistisch" und weisen darauf hin, dass die Baukosten um mehr als ein Fünftel steigen würden. (map, derStandard.at, 14.10.2010)