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Spitzenbild bei Sotheby's um 23 Millionen Dollar versteigert: Renoirs "Dans Les Roses (Madame Leon Clapisson)"

Foto: REUTERS/Sotheby's

New York - Christie's und Sotheby's versteiger(te)n diese Woche Werke des Impressionismus und der Moderne. Kommende Woche später finden dort sowie bei Phillips, de Pury & Luxembourg Auktionen zum Thema Nachkriegsära und zeitgenössische Kunst statt, wobei sich viele Angebote aus dem Fundus von US-Pleitefirmen rekrutieren.

Nach Anzahl und Wert der Werke übertrifft die zweite Auktionsreihe die erste deutlich. Während die erste Auktionsreihe 163,9 Mio. bis 230,2 Mio. Dollar einspielen dürfte (Gesamtergebnis bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt), rechnet man bei der zweiten mit Einnahmen in der Höhe von 231,3 Mio. bis 317,5 Mio. Dollar. Zum Vergleich: Der internationale Kunsthandel erreicht ein jährliches Handelsvolumen von 25 Mrd. Dollar.

"Seit Jahresbeginn war die Stimmung bei den wenigen Auktionen, die stattgefunden haben, ziemlich verhalten", kommentierte Richard Gray, Präsident des Verbandes der amerikanischen Kunsthändler, die vergangenen Monate.

Aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Unsicherheit in den vergangenen Monaten haben sich die Verkäufer stark zurückgehalten. Händler und Beobachter erwarten nach dem "Stimmungsumschwung" jetzt ein größeres Interesse bei weniger angebotenen Werken. Zu den wertvollsten Gemälden dieser Woche zählt Auguste Renoirs Dans Les Roses (Madame Leon Clapisson), das von Sotheby's auf 20 bis 30 Mio. Dollar geschätzt wurde - und mit den Taxen am Dienstag rund 23 Millionen Dollar einspielte - sowie bei Christie's ein Selbstporträt von Paul Cézanne aus dem Jahre 1895 (15-20 Mio. Dollar.

Viele der Werke, die jetzt auf den Markt kommen, stammen aus den Sammlungen untergegangener oder ins Strudeln geratener Flaggschiffe der US-Wirtschaft. Vivendi Universal, der zweitgrößte Medienkonzern weltweit, verkauft 2500 Werke, die im Jahre 2000 mit der Übernahme von Seagram Co. in den Besitz des Konzerns gekommen sind, um Schulden abzubauen. Der texanische Energiehändler Enron wurde nach seinem Bankrott von den Gerichten dazu verurteilt, Kunstwerke im Gesamtwert von vier Mio. Dollar zu veräußern, um Verpflichtungen in Höhe von 50 Mrd. Dollar zumindest teilweise zu begleichen - so etwas klingt nach Hohn.

Sam Waksal, der das Biotech-Unternehmen ImClone Systems führte, bis er im Mai 2002 in einen Börsenskandal um Insiderhandel verwickelt wurde, verkauft u. a. ein Gemälde mit dem Titel Untitled V von Willem de Kooning von 1978 und einen Roy Lichtenstein Landscape with Seated Figure, dessen Wert auf mehr als eine halbe Million Dollar geschätzt wird.

Die meisten Kunstobjekte, die aus Unternehmenspleiten stammen oder aufgrund richterlicher Verfügungen unter den Hammer kommen, werden im Rahmen der zweiten Auktionsserie vom 13. bis zum 16. Mai versteigert.

Frances Beatty erklärte, der typische Sammler zeitgenössischer Kunst unterscheide sich deutlich vom Käufer älterer Werke. Beatty kauft Kunstwerke im Auftrag des New Yorker Kunsthändlers Richard L. Feigen & Co. "Verkäufer zeitgenössischer Kunst sind zumeist Leute, die sagen: 'Na gut, ich brauche jetzt Geld für andere Investments', oder solche, die viel Geld an der Börse oder in einem Unternehmen verloren haben", erläutert Beatty.

"Es gibt viele Neulinge auf dem Kunstmarkt, die eine Spekulantenmentalität mitbringen. Sie haben gesehen, dass die Preise für moderne Werke stark gestiegen sind, und sie springen auf den Zug auf." Kommt einem doch bekannt vor! (Bloomberg, dok/DER STANDARD, Printausgabe, 8.5.2003)