Graz - Ungewöhnliche Wege der Beschäftigungspolitik, die zugleich ansehnliche Ergebnisse in der Erforschung der Kulturgeschichte des Landes hervorbringen, geht man in der Steiermark: Dabei werden jeweils mehrere beschäftigungslose Jugendliche mit arbeitslosen Archäologen zu Teams zusammengefasst, die dann koordiniert archäologische Notgrabungen durchführen. Alleine in der Stadt Graz nehmen 42 Personen an diesem Projekt teil, aus dem letztlich die Funde am Grazer Hauptplatz und jüngst die Entdeckung einer hallstattzeitlichen Siedlung hervorgegangen sind.

Gesichtspunkte

"Uns geht es ehrlich gesagt nicht um die Archäologie, aber wenn in Verbindung mit dieser Arbeitslose wieder in den Arbeitsprozess eingegliedert werden können, dann sagen wir 'na wunderbar' ", so Hermann Gössinger vom AMS Steiermark am Dienstag bei einem Pressegespräch in Graz. Vor allem Archäologen und jugendliche Langzeitarbeitslose sollen zumindest für den Zeitraum der Grabungen eine Beschäftigung finden bzw. einen ersten Jobeinstieg schaffen.

Dabei arbeitet ein ganzes Team von Jugendlichen unter der Anleitung eines bzw. zweier Archäologen, so genannter Schlüsselkräfte. Die Kosten für die jugendlichen Arbeitslosen übernimmt zu zwei Dritteln das AMS-Steiermark, zu einem Drittel das Land. Die Schlüsselkräfte werden zu 100 Prozent aus Mitteln des AMS finanziert.

Erfolgspunkte

Die Ergebnisse der über das Projekt "Archäologieland Steiermark" durchgeführten Grabungen im Grazer Raum können sich sehen lassen: So hat man beispielsweise den ersten gesicherten Nachweis einer frühmittelalterlichen Besiedlung der Innenstadt erbringen können (Grabung bei Neugestaltung des Grazer Hauptplatzes).

Seit wenigen Wochen wird nun wiederum auf der Baustelle Pfauengarten/Karmeliterplatz eine späturnenfelderzeitliche/hallstattzeitliche Siedlung freigelegt. Die Funde kamen im Rahmen des Baues einer Tiefgarage zum Vorschein. "Mit einer Grabungsfläche von rund 6.000 Quadratmetern ist diese Notgrabung übrigens das derzeit größte archäologische Forschungsprojekt Österreichs", so der wissenschaftliche Grabungsleiter, Diether Kramer vom Landesmuseum Joanneum.

Kostenpunkte

Die Kosten für die Notgrabung, die mit Juli dieses Jahres abgeschlossen sein soll, sowie die wissenschaftliche Aufarbeitung durch die Archäologen betragen für das heurige Jahr laut "Archäologieland"-Leiter Michael Kempf rund 900.000 Euro. Zu rund 20 Prozent beteiligt sich in diesem Fall auch die Stadt Graz an den Kosten. "Wir sind sehr, sehr glücklich über diese Zusammenarbeit", so der zuständige Planungs- und Verkehrsstadtrat Gerhard Rüsch (V).

In dieser Initiative habe die Stadt einen strategischen Partner für notwendige archäologische Untersuchungen gefunden, der mit der notwendigen Flexibilität auf die jeweiligen Erfordernisse reagieren könne, zeigte sich Rüsch über die bisher im Zeitplan liegenden Grabungen zufrieden. (APA)