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Die Bewohner der chinesischen Hauptstadt Peking sind am schwersten betroffen.

Foto: REUTERS/Guang Niu

Peking - Aus Angst vor einer Einschleppung der Lungenkrankheit SARS haben chinesische Dörfer rund um Peking die Zufahrtstraßen aus der Hauptstadt mit Barrieren aus Steinen und Erde blockiert. Dort drohte das Gesundheitssystem zusammenzubrechen: Die 21 auf die Lungenkrankheit spezialisierten Krankenhäuser hätten nicht mehr genug Betten, um alle Verdachtsfälle aufzunehmen, erklärte Bürgermeister Wang Quishang.

Insgesamt mehr als 300 Neinfektionen

Im übrigen China breite sich die Krankheit jedoch unkontrolliert aus, sagten die WHO-Experten. Das Riesenreich meldete am Mittwoch und Donnerstag insgesamt 22 SARS-Tote und mehr als 300 Neuinfektionen, die meisten davon in Peking. Landesweit hat China seit Ausbruch der Krankheit vor einem halben Jahr insgesamt rund 3.700 SARS-Erkrankungen und 170 Todesfälle verzeichnet. Es ist dies international die höchste Zahl.

Jeweils zwei Todesfälle in Kanada und Taiwan

In Kanada und Taiwan wurden jeweils zwei Todesfälle gemeldet, ein weiterer in Singapur. Weltweit starben damit 394 Menschen an SARS, mehr als 5.700 steckten sich an. 2.500 davon konnten bisher geheilt werden.

Peking schwer betroffen

Allein in Peking sind rund 1.570 Krankheitsfälle erfasst, knapp 9.000 Menschen stehen unter Quarantäne. Die Stadtverwaltung meldete am Donnerstag die Fertigstellung einer neuen Isolierstation mit 1.000 Betten im Norden der Hauptstadt. Die ersten 195 Patienten könnten dorthin verlegt werden, sagte Bürgermeister Wang.

Wang wies am Mittwoch Gerüchte über eine geplante Abriegelung Pekings zurück. Die Straßenblockaden der umliegenden Gemeinden wurden nach Angaben eines örtlichen Beamten jedoch von der Regierung genehmigt. Wang hatte am Mittwoch vor einer Katastrophe gewarnt, falls sich SARS auf ländliche Gebiete mit schlechter Gesundheitsversorgung ausbreiten sollte. Die Landbevölkerung erhielt seinen Angaben zufolge Fieberthermometer, damit Symptome der Krankheit rechtzeitig bemerkt werden können.

Dauerhafte Lungenschädigung?

In Hongkong haben SARS-Patienten nach Erkenntnissen der behandelnden Ärzte möglicherweise dauerhafte Schäden davongetragen. Radiologen eines großen Krankenhauses in der ehemaligen britischen Kronkolonie teilten am Donnerstag mit, bei einigen geheilten Patienten sei eine Vermehrung des Bindegewebes in der Lunge festgestellt worden. Ob dies durch die Krankheit selbst oder deren Behandlung hervorgerufen wurde, sei nicht klar.

Einige entlassene Patienten wiesen eine Lungenfibrose auf, die möglicherweise dauerhaft bestehen bleibe, sagte Anil Ahuja vom Prince-of-Wales-Krankenhaus in Hongkong. Auch sein Kollege Gregory Antonio sagte, er habe bei einigen Patienten Flecken festgestellt, die mit großer Wahrscheinlichkeit vernarben würden. Zur Lungenfibrose kommt es, wenn Lungengewebe abstirbt und nicht mehr in der Lage ist, Sauerstoff zu transportieren. Bei schwerer Lungenfibrose können Patienten Probleme beim Gehen oder beim Treppensteigen bekommen.

Die Ärzte schlossen nicht aus, dass die Lungenfibrose auch durch die verabreichten Medikamente ausgelöst wurde. Die Gesundheitsbehörden in China und den USA hatten in der Vergangenheit die Behandlungsmethoden in Hongkong kritisiert. Die dortigen Ärzte erklärten jedoch, ihre Methoden hätten sich zu 90 Prozent der Fälle als erfolgreich erwiesen.

Zwölf Patienten in Hongkong erlitten Rückfall

Große Nervosität löste in Hongkong ein Rückfall bei zwölf Patienten aus, die zuvor als geheilt entlassen worden waren. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kündigte eine Untersuchung der SARS-Rückfälle an. Zugleich hieß es, in Hongkong sei das Schlimmste überstanden, nachdem die Zahl der Neuinfektionen noch einmal abgenommen habe. In Hongkong stieg die Zahl der Todesopfer am Donnerstag auf 162. Es wurden jedoch nur elf neue Krankheitsfälle bekannt, das ist die niedrigste Zahl seit Beginn der täglichen Aufzeichnungen im März.(APA/AP/dpa)