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Die Kapuzinergruft als letzte Ruhestätte für Reiche und Mächtige

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Wien - Natürlich sind alle Menschen gleich. Das gilt im Leben. Und in der Theorie. Und weil, was im Leben recht ist, danach billig sein muss, könnte theoretisch tatsächlich jeder daherkommen und sagen, er - natürlich auch sie - hätte gerne ein Mausoleum. In zentraler Lage: Wenn die Habsburger in der Kapuzinergruft ruhen dürfen, muss das dem republikanischen Staatsbürger auch möglich sein.

Ist es auch: Zumindest Karl Wlaschek hat sich das Privileg einer Ruhestätte im Herzen der Stadt zu Lebzeiten gesichert. Im zum Immobilienreich des Billa-Gründers gehörenden Palais Kinsky auf der Freyung sind nicht nur schicke Lokale - hier wird Wlaschek dereinst seine letzte Ruhe finden: Im hinteren Hof - von der Straße aus zu sehen - hat der einstige Barpianist sein Mausoleum.

Hinter einer ruhenden Bronzeschönheit liegt eine schwere Metalldoppeltür. Dahinter liegt die Gruft. Mit amtlichem Sanktus. Über Gründe und Hintergründe, erklärt man bei Wlascheks "Amisola"-Stiftung, wolle und werde man kein Sterbenswörtchen verlieren.

Freie Grabwahl

Theoretisch, heißt es bei der für Bestattungssonderwünsche zuständigen Gesundheitsbehörde (MA 15), stehe es jedem und jeder Sterblichen frei, sich per Ansuchen von der üblichen Friedhofsverbringung zu befreien. Ob Urne am Kaminsims, Mausoleum im Garten oder Gruft im Keller: Grundsätzlich könne man über vieles reden.

Freilich: Hygiene- und Baurecht können manchem letzten Wunsch im Wege stehen. Und manchmal tun dies auch die Grenzen von Geschmack, Tradition oder Pietät: So ist es etwa nicht möglich, sich zwischen (oder gar unter) Apfel-oder anderen Bäumen begraben zu lassen. Der Wunsch, die eigene Asche in Luft oder Wasser zu verteilen, bleibt auch versagt: Sterben bedingt Bestattung, nicht Zerstreuung. Der Ausweg: eine Überführung ins Ausland.

Angefragt, heißt es bei der Wiener Bestattung, werde immer wieder. Mit steigender Tendenz. Die Zahl der Anträge sei dann jedoch verschwindend. Wlascheks Ansuchen ist den Beamten deshalb gut erinnerlich - obwohl es aus den späten 90er-Jahren des vorigen Jahrhunderts datiert.

Nicht bestätigen kann man bei der MA 15 allerdings die seit Jahren in Wiens Kulturszene kursierende Mär, das Ehepaar Leopold habe sich in "seinem" Museum im Museumsquartier eine prominente, auf den Haupthof weisende Nische in einem Stiegenhaus für die eigene Asche reservieren lassen. Von einem diesbezüglichen Antrag ist im zuständigen Amt jedenfalls nichts bekannt. (Thomas Rottenberg, DER STANDARD, Printausgabe, 2.5.2003)