Peking - Mehr als 100 chinesische Anwälte, Universitätsprofessoren und Menschenrechtsaktivisten haben in einem Brief die Freilassung des diesjährigen Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo und mehr Demokratie in ihrem Land gefordert. "So schnell wie möglich" müssten Maßnahmen ergriffen werden, damit der inhaftierte Liu freikomme und seine Auszeichnung persönlich in Oslo entgegennehmen könne, hieß es in dem im Internet kursierenden Schreiben, von dem die Nachrichtenagentur AFP am Freitag eine Kopie erhielt. Die Unterzeichner forderten die Freilassung sämtlicher politischer Häftlinge.

"Wir fordern die Behörden auf, sich dieser Angelegenheit mit einem rationalen und realistischen Blick zu widmen und das Bild einer guten und verantwortungsbewussten Großmacht abzugeben." Die Regierung müsse in der Lage sein, alle Bürgerrechte "aufrichtig" zu garantieren, hieß es in dem Brief. Nur so könne ein sozialer Transformationsprozess in Gang gebracht werden, mit dem sich China in "eine wirkliche Demokratie" mit Rechtsstaatlichkeit wandeln könne. Verfasst wurde der Brief von drei Wissenschaftlern: dem früheren Professor für politische Philosophie, Xu Youyu, der Professorin der Pekinger Film-Akademie, Cui Weiping und dem Forscher Jia Jia.

Das Schreiben wurde am ersten Tag des jährlichen Treffens der Führung der Kommunistischen Partei Chinas öffentlich, das am Freitag in Peking begann. Es gilt als möglich, dass bei den bis Montag unter strengster Geheimhaltung stattfindenden Beratungen auch eine politische Reform debattiert wird, nachdem sich Ministerpräsident Wen Jiabao kürzlich mehrfach in dieser Richtung geäußert hatte. (APA)