Wien - Nach der Wien-Wahl kommt in die Standortdebatte des ORF wieder neue Bewegung. Im Amtsblatt der "Wiener Zeitung" schaltete der öffentlich-rechtliche Rundfunk am Samstag ein Inserat, in dem mögliche Anbieter zu Interessensbekundungen geladen werden. Die endgültige Entscheidung darüber, ob der ORF vom sanierungsbedürftigen Hauptsitz am Wiener Küniglberg wegzieht, ist damit aber noch nicht gefallen, betonte Generaldirektor Alexander Wrabetz in einem Schreiben an den ORF-Stiftungsrat.

"Mit dieser Vorgangsweise ist kein Präjudiz für eine zukünftige Entscheidung des Unternehmens verbunden, sondern werden Grundlagen für eine solche Entscheidung bestmöglich konkretisiert", so der ORF-General in einem Mail, das der APA vorliegt. Offen sei nach wie vor die Frage des Denkmalschutzes im derzeitigen Gebäude, das nach Plänen von Architekt Roland Rainer in den 70er-Jahren fertiggestellt wurde. Zu klären sei außerdem das Raum- und Funktionsprogramm für die mittelfristige Zukunft des ORF und allfällige Investitionskosten für die Übertragungstechnik bei einem Umzug.

Voraussetzungen für potenzielle neue Standorte sind laut Ausschreibung unter anderem eine verkehrsgünstige Lage, 35.000 Quadratmeter Grundfläche in Widmung Bauklasse III, eine öffentliche Infrastruktur und keine Einschränkungen durch Schutzzonen oder Naturschutz. Verlangt wird auch ein "Nachweis von Erweiterungspotenzial am Standort, um die Entwicklung von Synergien im medialen Produktionsprozess zu ermöglichen".

Bis Ende November können Interessenten ihre Liegenschaft dem ORF melden. "Dabei soll im Sinne einer Wahrung der Wahlmöglichkeiten für den ORF eine bis 31.12.2012 befristete Kaufoption für die best geeignetste Liegenschaft abgeschlossen werden", schreibt Wrabetz, der damit "die Grundlagen für eine solche Entscheidung bestmöglich konkretisiert" haben will.

Als potenzieller neuer Standort gilt das Media Quarter in St. Marx, in dem bereits mehrere Medienunternehmen angesiedelt sind. Prominente Fürsprecher für einen Umzug waren zuletzt Wiens Bürgermeister Michael Häupl (S) und Wirtschaftskammerpräsidentin Brigitte Jank. ORF-Finanzdirektor Richard Grasl sprach im Juni davon, dass die Berechnungen des ORF "zum kleinen Teil" für einen Wegzug des ORF vom derzeitigen Standort in Wien-Hietzing sprechen würden. (APA)