Die Demonstration stand unter dem Motto "Aus Mit Raus".

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Rund 2000 Jugendliche zogen in zwei Stunden vom Ballhausplatz über das Parlament zur Roßauer Lände.

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Moritz Wild, Schulsprecher des BORG 3, hatte gemeinsam mit aks-Wien (Achse kritischer Schüler_innen) die Demo organisiert.

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Als Haupteinpeitscher fungierte Lukas Wedrich von der aks-Wien.

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Dass auch eine Revolution gefordert wurde, gefiel so manch begleitenden Eltern nicht.

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Die Hauptzielscheibe der Proteste war eindeutig Innenministerin Maria Fekter.

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Moritz Wild, Schulsprecher des BORG 3 in der Landstraßer Hauptstraße, hat schon recht müde Augen. Die mediale Aufmerksamkeit bei der Pressekonferenz im Café Eiles scheint ihm aber alles andere als Probleme zu bereiten: „Es kann nicht sein, dass eine Mitschülerin einfach aus der Schule heraus abgeschoben werden kann", gibt der 18-Jährige selbstbewusst zu Protokoll.

Seit vergangenen Mittwoch versucht wurde, Araksya M. am Schulgelände des BORG in Schubhaft zu nehmen, ist Wild gemeinsam mit einem Team aus MitschülerInnen quasi im Dauereinsatz: Unterschriftenliste erstellen, Vernetzung mit anderen Schulen, Flyer verteilen (z.B. bei der stillen Demo der Caritas am Sonntag), einen Brief an Innenministerin Maria Fekter aufsetzen, eine Pressekonferenz abwickeln und schließlich als Höhepunkt gemeinsam mit der aks-Wien (Achse kritischer Schüler_innen) eine Demonstration organisieren, bei der sich nach dem Medientermin rund 2000 Jugendlichen versammelten.

"Fekter vertreiben, MigrantInnen bleiben"

Die Kundgebung führte vom Ballhausplatz vorbei am Parlament über die Zweierlinie bis zur Rossauer Länder. Die Jugendlichen skandierten dabei Slogans wie "Bleiberecht überall, kein Mensch ist illegal", "Zuerst freie Menschen, dann freie Straßen", "Fekter vertreiben, MigrantInnen bleiben" oder "Nieder, nieder, nieder mit der ÖVP". Als Haupteinpeitscher fungierte Lukas Wedrich, Vorsitzender der aks-Wien. Zusätzlich hatten die Jugendlichen zahlreiche Transparente und Tafeln mitgebracht - mit zum Teil konkreten parteipolitischen Inhalten, etwa von Seiten der KPÖ. 

Genau das störte wiederum eine Mutter eines 15-jährigen Schülers, der auch an der Kundgebung teilnahm. "Das sollte eine Demonstration sein und wird jetzt doch wieder eine politische Aktion", war sie erbost, nachdem sie einen Infozettel über Schulstreik in die Hand bekommen hatte. "Unsere Kinder werden dazu missbraucht, einen Schulstreik mitzutragen - aber das war nicht die Absicht", sagte sie. Die Kundgebung aber verlief friedlich, die diensthabenden PolizistInnen hatten einen relativ ruhigen Mittag.

Leere Klassenzimmer

Im Schulgebäude des BORG 3 herrschte während der Demo, die von 11 bis 13 Uhr dauerte, hingegen zum Teil gähnende Leere. "Etwa drei Viertel der Schülerinnen und Schüler waren während dieser Zeit nicht anwesend", erklärte Direktor Franz Dvoran auf Anfrage von derStandard.at. "Allerdings sind viele im Laufe des Nachmittags bereits wieder in die Schule zurückgekehrt."

Dass die Fehlstunden von der Schule nicht einfach so entschuldigt werden können, machte Dvoran aber klar: "Es geht natürlich vor allem auch darum, dass die Eltern wissen, wo ihre Kinder sind, deshalb werden die Klassenvorstände Entschuldigungen verlangen, obwohl rein rechtlich die Teilnahme an einer Demonstration kein Entschuldigungsgrund ist." Eventuelle Auswirkungen auf die Betragensnote der SchülerInnen aufgrund der Teilnahme an der Demonstration schloss Dvoran aber aus. "Diese Entscheidung wird sowieso bei der Lehrerkonferenz getroffen - diese einmalige Situation sollte darauf keinen Einfluss haben."

Absolutes Medienverbot

Wann wieder regulärer Unterricht im BORG 3 möglich sei, konnte Dvoran nicht abschätzen: "Natürlich ist die versuchte Abschiebung das bestimmende Thema. Aber wir müssen versuchen, in den nächsten Tagen die Situation zu kalmieren. Vor allem dann, wenn das Mädchen wieder in die Schule zurückkommen sollte." Um Araksya M. dementsprechend zu schützen, sprach sich der Direktor deshalb auch ganz klar für ein absolutes Medienverbot an der Schule aus: "Wir können zwar nicht verhindern, dass Schülerinnen und Schüler auf der Straße angesprochen werden. Aber auch das wollen wir weitgehend verhindern."

Für Moritz Wild und sein Team ist mit der Demonstration die Angelegenheit aber noch nicht abgeschlossen. Am Mittwoch wollen Sie versuchen, vor dem Parlament einen Brief an Innenministerin Maria Fekter zu übergeben. Unter dem Titel "Wir sind schockiert!" üben sie darin heftige Kritik an der Vorgangsweise der Fremdenpolizei und stellen fünf Fragen an die Innenministerin. Dem nicht genug: "Wir wollen im Parlament vorsprechen. Vielleicht gelingt uns auch das noch." (mob, derStandard.at, 19.10.2010)