Man hätte nicht jede "Pipi-Bank" retten sollen, meinte Erste-Bank-Chef Andreas Treichl vor einigen Monaten. Damit hat er möglicherweise nicht unrecht. In einem Interview verlautbarte Treichl nun seine "nicht unumstrittene" Meinung zur Einlagensicherung und schlug eine solche mit Selbstbehalt vor. Denn, so der Banker, es stimme einfach nicht, dass Geld auf der Bank zu 100 Prozent sicher sein könne, egal was passiere.

Auch damit hat Treichl sicher nicht unrecht, der Vorschlag einer Einlagensicherung mit Selbstbehalt läuft aber auf eine Versicherung für das Gesparte hinaus. Frei nach dem Motto: Gib mir dein Geld, und zahl eine x-beliebige Summe dafür, dass du es im Fall des Falles auch sicher wieder zurückbekommst. Bleibt die Frage offen, warum wir dann überhaupt noch zu einer Bank gehen sollen?

Eigentlich tragen wir unser Geld ja auf die Bank, um (wenn auch nur mickrige) Zinsen dafür zu kassieren. Was wir schließlich auch nicht ganz für uns alleine machen, heißt es gerne von den Banken, denn dank der Transformationsfunktion von Kreditinstituten, fließt dieses Geld wieder als Kredit in die Wirtschaft. So funktioniert der Kreislauf. Die unbegrenzte Einlagensicherung, die in Österreich 2008 kurzfristig eingeführt wurde, diente letztendlich auch gar nichts anderem, als die Banken vor einem Sturm auf die Bankschalter zu bewahren. Im Interesse vieler sollte der Kreislauf nicht kollabieren. Kommt nur am Weltspartag der kleine Hansi und löst sein Zehn-Euro-Sparbuch auf, weil er sich einen Lutscher kaufen will, passiert ja nichts. Kommen aber viele, gar alle, und wollen ihr Erspartes, dann kommt jede Bank ins Straucheln.

Dass Sicherheit ein sehr relativer Begriff ist, haben Krethi und Plethi mittlerweile auch schon überrissen, Risiko und Instabilität liegen allerorts in der Luft. Vielleicht ist Treichls Vertrauen in die Banken und in das Finanzsystem ja so unerschütterlich, dass er davon ausgeht, eine Einlagensicherung würde ohnehin nie wer brauchen. Wer das unerschütterliche Vertrauen nicht teilt, soll für diese Sicherheit eben auch zahlen.

Solange aber mit Steuergeldern Banken aus den Miesen geholt werden, weil sie als systemrelevante Institutionen gelten, läuft die Idee eines Selbstbehaltes ins Leere. Auch wenn es sich nur um einen Pipi-Betrag handeln sollte. (Daniela Rom, derStandard.at, 20.10.2010)