Einige Mitglieder der Wagentruppe Treibstoff haben sich am Freitag vor dem Wiener Burgtheater zu einer improvisierten Pressekonferenz versammelt. Anlass: die Räumung des Standplatzes in der Baumgasse im dritten Gemeindebezirk - derStandard.at berichtete.
Obwohl bis auf einen großen Lastwagen alle Fahrzeuge fahrtüchtig und mit gültiger Zulassung versehen waren, hatte sich die Gruppe entschlossen, einen Großteil der Wägen abschleppen zu lassen. Sie hätten damit aufzeigen wollen, dass sie diesmal nicht freiwillig zum Verlassen eines Grundstücks bereit gewesen wären, wie Valentin, einer der Sprecher von Treibstoff, erklärte: „Natürlich hat es sich dabei um ein symbolisches Zeichen gehandelt, damit die Stadt endlich Gespräche mit uns aufnimmt."
Abholung frühestens am Montag
Allerdings werden sich die Kosten, die durch den Wegtransport der Wägen und die Stellgebühr beim Abschlepp-Service der Firma Toman entstehen, auf rund 10.000 Euro belaufen, wie Miriam von Treibstoff bestätigte: „Wir hatten Freitagnachmittag keine Möglichkeit mehr, zu unseren Wägen zu gelangen. Wir können das frühestens am Montag machen - ob wir sie dann schon mitnehmen können, wissen wir nicht."
Wie die Gruppe für die Kosten aufkommen wolle? „In der alternativen Szene wurden für solche Situationen eigene Strukturen geschaffen", erklärte Valentin. „Immerhin gibt es im deutschsprachigen Raum 120 bis 130 Standplätze. Mit speziellen Solidaritätskonten können wir mit solchen Formen der Repression umgehen." Erst Ende Mai hätten sie sich Strafen in der Höhe von 3000 Euro eingehandelt, weil sie am ÖBB-Gelände des ehemaligen Nordbahnhofs einen Monat lang eine Wagenburg errichtet hatten.
Neuer Standplatz für den Winter
Momentan seien die Mitglieder von Treibstoff übergangsmäßig bei Freunden untergekommen. "Aber uns ist klar, dass wir nach dieser Aktion weiterhin als Gruppe zusammenbleiben wollen", sagte Miriam. "Wir werden für den Winter wieder einen neuen Standplatz finden."
Ebenfalls bei der Pressekonferenz anwesend war die Grünen-Gemeinderätin Martina Wurzer, die sich für die rechtlichen Voraussetzungen von Wagenplätzen einsetzt. „Allein in Berlin gibt es 12 Standplätze. Da ist die Frage, wie viele verkraftet Wien? Meiner Meinung nach sicher ein paar, damit wir nicht als völlig provinziell eingestuft werden", so Wurzer. Ob sich eine mögliche Regierungsbeteiligung der Grünen in Wien positiv auf die momentane Situation auswirken könnte? „Wir werden auf jeden Fall mit einem Haufen Forderungen in die Verhandlungen gehen." (mob, derStandard.at, 22.10.2010)