
Ein filmisches Sittenbild vom Leben der Österreicher.
"Was Sie immer schon über Österreich wissen wollten" - Sie werden es auch im Rahmen des Kulturmontag Spezial nicht erfahren. Der gleichnamige Film von Werner Boote offenbart nicht, wie man meinen könnte, irgendwelche und schon gar keine neuen Österreich-Geheimnisse. Die Dokusatire (22.10, ORF 2) in der sich statistische Erhebungen zum typischen Österreicher / zur typischen Österreicherin in ironisch umjodelten Bildern auflösen, weist jede Wissenschaftlichkeit von sich. Es geht um handliches und unnützes Wissen. Oder brennen Sie darauf, zu erfahren, wie viele Österreicher nach dem Umrühren des Kaffees den Löffel abschlecken?
"Frei nach" den vor allem von der Statistik Austria erhobenen Daten zeigt uns der Film anhand der Familie Mustermann (man nennt sie Gruber - der häufigste Name in Österreich), wer und wie wir sind: Wir wohnen auf durchschnittlich 100 Quadratmetern, haben jährlich mehr Suizid- als Unfalltote aufzuweisen, und 26 Prozent von uns glauben an die Hölle.
Interviews mit einschlägig zugeordneten Bundesländervertretern (u. a. einem Tiroler Bergbauern, einer Wiener Kondomverkäuferin und einem Kärntner Segellehrer) bekräftigen oder negieren das statistische Wissen, sodass am Ende nichts gesichert scheint, nicht einmal, wer von uns wirklich das meiste Bier trinkt.
Diese Frage wird heute Abend den Bundesländerpatriotismus ankurbeln helfen. Kärntner hätten die meisten Depressionen, Oberöstereicher seien Sexmuffel und Burgenländer fettleibig. Und Werner Boote darf sich freuen: Österreicher sehen im Fernsehen, statistisch gesehen, am liebsten Sendungen über Österreich. Bingo. (Margarete Affenzeller/DER STANDARD; Printausgabe, 25./26.10.2010)