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"Obama von  Slowenien": Peter Bossman.

Foto: AP/dapd/Darko Bandic

Was in New York, Paris und London noch nicht möglich wäre, hat die slowenische Küstenstadt Piran schon geschafft: Black Power. Am Sonntag wählten die Bürger der 17.000-Einwohner-Gemeinde anstelle des bisherigen Amtsinhabers knapp mit 51 zu 49 Prozent den aus Ghana stammenden Peter Bossman.

Der 54-jährige Arzt war 1977 zum Studieren nach Ljubljana gekommen. Wegen der Liebe blieb er: Mit seiner Ehefrau Karmena hat er heute zwei mittlerweile erwachsene Töchter. Nach dem Studium fand das Paar eine Anstellung bei der Poliklinik im Adria-Örtchen Lucija. Dass Bossman nicht fehlerfrei Slowenisch spricht, störte die Wähler nicht. Der neue Bürgermeister versprach aber nach seiner Wahl, bei einer befreundeten Slawistin noch einmal Unterricht zu nehmen.

Die Hautfarbe des Kandidaten hatte im Wahlkampf nur untergründig eine Rolle gespielt. Der örtliche Zweig der sozialdemokratischen Regierungspartei, der Bossman angehört, wollte ihn nicht unterstützen. Sein Wahlkampfleiter warf den Genossen deshalb Rassismus vor. Die Gegenpartei, eine lokale Wählervereinigung, setzte auf Mundpropaganda. Als Bossman im ersten Wahlgang vor vierzehn Tagen sechs Prozentpunkte vor dem Amtsinhaber lag, begann sich das ganze Land für den Fall zu interessieren.

Der Sieger führt seinen Triumph vor allem darauf zurück, "dass "mich hier jeder kennt". Das hieß bisher nicht, dass ihn jeder auch ernst nehmen würde. Eine "Marionette" irgendwelcher "Kreise" sei der freundliche Arzt, streuten seine Gegner aus. Bossman musste sich heftig wehren: Den Wahlkampf mit dem Jingle Love is in the air habe er, einschließlich der Themen, ganz allein bestritten.

Piran ist stark vom Tourismus geprägt und entsprechend international. In jedem Land gebe es eine Gruppe von Menschen, die Unterschiede nicht toleriert, sagte Bossman. Diejenigen aber, die in Slowenien im Zweiten Weltkrieg gegen die Nazis kämpften, hätten "andere Sorgen gehabt". Die Skeptiker wolle er überzeugen - indem er etwa die Stadtverwaltung von Obrigkeit auf Service umpolt und den öffentlichen Verkehr stärkt.

Schwarze sind im früheren Jugoslawien abseits der Diplomatenviertel immer noch extrem selten. Als führendes Land der Blockfreien-Bewegung zog Jugoslawien in den Sechziger- und Siebzigerjahren zwar in größerer Zahl Afrikaner und Araber an, die meisten aber gingen nach dem Studium wieder zurück. (Norbert Mappes-Niediek/DER STANDARD, Printausgabe, 27.10.2010)