Washington/Sydney - Eine Experten-Begutachtung bestätigt das entschlüsselte Genom des SARS-Virus. Alle Informationen sind in der Fachzeitschrift Science frei zugänglich. Die Studien bestätigen, dass es sich bei dem Virus um eine neue Variante des Coronavirus handelt und geben einen ersten Einblick in den molekularen Aufbau des Virus. Die Informationen sollen die Diagnose, die Behandlung und die Prävention der schweren Lungenkrankheit SARS (severe acute respiratory syndrome) vorantreiben. Hongkonger Ärzte warnen bereits, dass jene, die SARS überleben, eine permanente Lungenschädigung davon tragen könnten und, wie es bereits der Fall war, einen Rückschlag erleiden könnten.

Das Genom wurde ursprünglich bereits im April von einem kanadischen bzw. einem US-Team unter Beteiligung des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin in Hamburg veröffentlicht. "Beide Teams sequenzierten das Genom schnell und effizient. Da die Informationen für die öffentliche Gesundheit sehr wichtig sind, macht sie Science nach einer umgehenden Experten-Begutachtung zugänglich", erklärt Don Kennedy, Chefredakteur von Science.

Sequenzierungen

Das kanadische Team vom Columbia Centre for Disease control in Vancouver sequenzierte das Genom eines viralen SARS-Stamm als erstes von einem Patienten aus Toronto. Kurz darauf sequenzierte das US-Team unter der Leitung des Centers for Disease Control in Atlanta den so genannten "Urbani-Stamm", den niederländische Wissenschaftler direkt mit der Lungenkrankheit in Zusammenhang brachten. Die Sequenzen sind sehr ähnlich und unterscheiden sich nur minimal in der Länge. Beide Teams identifizierten jene Teile des Genoms, die den Bauplan für die Protein-Produktion beinhalten könnten. Darunter befinden sich auch die Gene, die für jene vier Proteine wichtig sind, die dem Coronavirus den Eintritt in die Wirtszelle und die dortige Replikation ermöglichen. Weiters entdeckten die Forscher fünf Regionen, die für "unwichtige" Proteine zuständig sind. Sie sollen aber dennoch Licht in das Dunkel über den Ursprung des SARS-Erregers bringen. Fest steht nach der Experten-Begutachtung auch, dass es sich nicht um eine eine Mutation eines Coronavirus handelt, sondern um eine gänzlich neue Klasse.

Nur Chirurgenmasken sollen schützen

Nur hochwertige Atemmasken aus speziellem Textilgewebe, wie sie von Chirurgen verwendet werde, können die Ansteckung mit dem SARS-Virus verhindern. Diese Behauptung stellt ein Ärzteteam des Queen Mary Hospital im Zuge der Untersuchung der Übertragungswege von SARS auf. Die derzeit in China, Hongkong und anderen asiatischen Städten weit verbreiteten einfachen Papiermasken sollen wirkungslos sein. Die Ergebnisse werden laut einem Bericht des australischen Nachrichtendienstes ABC in der nächsten Ausgabe des britischen Medizinmagazins The Lancet publiziert.

Dieser Befund erhärtet laut Bericht die Vermutung, dass sich der SARS-Erreger durch Tröpfcheninfektionen verbreitet. Dabei wird das SARS-Virus über winzige Speicheltröpfchen aus dem Mund eines Kranken über kurze Entfernung auf Gesunde übertragen. Chirurgen-Masken aus besonderem Textil könnten auch die mikroskopisch kleinen Partikel heraus filtern. (pte)