Ankara/Bingöl - Nach Ausschreitungen in der vom Erdbeben heimgesuchten südostanatolischen Provinz Bingöl hat der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan die Bewohner zur Ruhe aufgerufen.

Gleichzeitig wurde der Polizeipräsident von Bingöl, Osman Nuri Özdemir, von seinem Posten abberufen. Erdogan sagte am Freitag vor Journalisten in Ankara, es gebe geheimdienstliche Hinweise, dass in Bingöl "Provokateure" am Werk seien, welche die Notlage für ihre Zwecke ausnutzen wollten.

Demonstrationen wegen schlechter Versorgung

Mehrere Tausend Menschen hatten am Vormittag vor dem Sitz des Provinzgouverneurs in Bingöl gegen die unzureichende Versorgung mit Zelten demonstriert. Als die paramilitärische Gendarmerie eingriff und minutenlang Warnschüsse in die Luft feuerte, zerstreute sich die Menge. Allerdings kam es danach zu Ausschreitungen, bei denen Steine flogen und Fensterscheiben zu Bruch gingen. Mehrere Menschen wurden leicht verletzt, mehrere vorübergehend festgenommen.

"Solche Ereignisse kommen nicht vor, wenn es keine Provokateure gibt", sagte Provinzgouverneur Hüseyin Avni Cos. "Sie wollen das Volk gegen den Staat und die Sicherheitskräfte aufbringen." Mit Blick auf die vorhandenen Zelte meinte der Gouverneur, nicht alle Wünsche könnten sofort erfüllt werden. "Wir verteilen die Zelte an die Bewohner nach dem Ausmaß der erlittenen Schäden." Bingöl wird wie die meisten Provinzen im Südosten der Türkei von Kurden bewohnt. (APA/dpa)