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Israelischer Botschafter in Berlin, Shimon Stein

Reuters/FABRIZIO BENSCH

Frankfurt/Main - Der israelische Botschafter in Berlin, Shimon Stein, hat der deutschen Friedensbewegung Einseitigkeit vorgeworfen. In einem am Freitag veröffentlichten Interview der Zeitschrift "Tribüne" wandte sich der Diplomat zugleich gegen den Eindruck, es gebe keinen Zusammenhang zwischen dem gestürzten irakischen Staatschef Saddam Hussein und dem Terrorismus in der Region.

So habe es eine sehr konkrete Unterstützung palästinensischer Selbstmordattentäter durch das gestürzte irakische Regime gegeben, meinte Stein. Zu der in Frankfurt am Main erscheinenden Zeitschrift zum Verständnis des Judentums sagte er: "In der hiesigen Berichterstattung ist völlig untergegangen, dass jede Familie, die einen Selbstmordattentäter geopfert hat, vom irakischen Regime mit 25.000 Dollar belohnt wurde. 10.000 Dollar gab es für jeden Palästinenser, der von israelischen Soldaten erschossen wurde und 5.000 Dollar für ein zerstörtes Haus." Ein in der Intifada Schwerverletzter habe 1.000 Dollar, ein Leichtverletzter noch 500 Dollar erhalten.

Der Irak habe Terrorismus ganz offen unterstützt und finanziellen Anreiz gegeben, Terror auszuüben", betonte der Diplomat. Daher verstehe er nicht, dass es keine Demonstrationen gegen das Menschen verachtende Regime Saddams gegeben habe und Demonstranten nun in einem Atemzug gegen den Krieg und gegen Israel aussprächen. Es sei der Eindruck entstanden, die Feinde seien die USA und George W. Bush sowie Israel. "Das irakische Regime geriet aus dem Blick, weshalb mir die Demonstrationen sehr einseitig erschienen", kritisierte Stein.

Der Botschafter äußerte die Hoffnung, dass Israel es nach dem Krieg "mit einem stabilen, friedlichen und berechenbaren Irak zu tun haben wird" und in der Region ein neues Kapitel eingeläutet werde. "Wir möchten einen neuen Anlauf nehmen, um endlich zu einer Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts zu gelangen." Aber nur wenn es dem neuen palästinensischen Ministerpräsidenten Mahmud Abbas gelinge, sich gegen die Terrororganisationen durchzusetzen, werde eine friedliche Beilegung des Konflikt möglich. Es sei indes fraglich, ob Präsident Yasser Arafat begriffen habe, dass er sich von der Macht verabschieden müsse. (APA/AP)