Bei der "Kronen Zeitung" hat man sich Freitagnachmittag vom ursprünglichen Plan, am kommenden Dienstag (6. Mai) trotz des Druckerstreiks am Montag eine Ausgabe zu produzieren, verabschiedet.

"Wir werden so wie alle anderen Zeitungen nicht erscheinen", sagte Chefredakteur Michael Kuhn. Ein Grund für diese Entscheidung sei auch die "Garantie" gewesen, dass andere Zeitungen ebenfalls keine Ausgabe haben würde, betonte er. Auch beim STANDARD und "Salzburger Nachrichten" geht man davon aus, dass man am Dienstag nicht erscheinen wird.

DER STANDARD

"Wir planen derzeit nicht, den Streik zu unterlaufen", sagte "STANDARD"-Chef Oscar Bronner. "Und wir haben auch nicht - wie manche andere - die Option einer Druckerei im Ausland." Eine "Frühschicht" am Dienstag wäre für den STANDARD ohnehin nicht zielführend gewesen: "Wir werden ja in Tulln gedruckt. Wenn wir da am Morgen produzieren würden, aber der Verkehr lahm gelegt ist, gäbe es die Zeitung auch nur in Tulln zu lesen." Harsche Kritik an der Position der Gewerkschaft übt Bronner in einem Herausgeberbrief in der Samstag-Ausgabe des STANDARD: Information werde als "Ware, die in jeder Beziehung ihren Preis hat und - wenn es wirtschaftlich nützlicher erscheint - auch vorenthalten wird" aufgefasst (siehe dazu:Brief des Herausgebers).

"Salzburger Nachrichten"

Ronald Barazon, Chefredakteur der "Salzburger Nachrichten", sagte, man stelle sich darauf ein, am Dienstag nicht zu erscheinen. "Im Moment nehmen wir den Streik zur Kenntnis." und werden am Dienstag nicht erscheinen.

Die "Salzburger Nachrichten" teilen ihren Lesern bereits in ihrer Samstag-Ausgabe mit, dass am Dienstag streikbedingt mit keiner Papierausgabe der "SN" zu rechnen ist. Unterstützt werden die Beschlüsse der Gewerkschaftssektion Journalisten.

Konkret heißt es auf Seite eins der Samstag-Ausgabe unter dem Titel "Streik" und Untertitel "SN im Internet": "Die Salzburger Nachrichten werden am Dienstag, den 6. Mai 2003, wie alle anderen österreichischen Tageszeitungen, im Gefolge eines Streiks der Drucker nicht erscheinen. Die Journalisten der SN unterstützen gemäß den Beschlüssen der Gewerkschaftssektion Journalisten die gewerkschaftlichen Maßnahmen der Kollegen in der Druckerei, versehen aber den regulären Dienst, um der Informationspflicht unseren Lesern gegenüber nachzukommen.

Sowohl Bronner als auch Barazon wiesen auf die Internet-Ausgaben ihrer Zeitungen hin; DER STANDARD wird darüber hinaus ab Montag einen Testversuch eines "e-Paper-Produktes" starten, das ermöglicht, die Zeitung in ihrer Druckversion über das Internet als PDF-Datei zu lesen.

"TT" druckt in Bozen

Die "Tiroler Tageszeitung" ("TT") wird am kommenden Dienstag (6. Mai) trotz des Drucker-Streiks erscheinen. Dies kündigte "TT"-Chefredakteur Claus Reitan am Freitag Abend an. Da die Drucker in Innsbruck für Montag einen Streikbeschluss gefasst hätten, werde man die Produktion nach Südtirol zu Athesia (Bozen) verlagern, sagte er.

"Wir werden ab dem späten Nachmittag drucken und können davon ausgehen, dass es am Dienstag eine Ausgabe der 'TT' gebene wird", so Reitan. Die Athesia-Gruppe gibt die Südtiroler Tageszeitung "Dolomiten" heraus. Im Zug der Suche der "Tiroler Tageszeitung" nach einem Patenr waren die Südtiroler übrigens in Medienberichten auch wiederholt als mögliche Kandidaten genannt worden.

"Kleine Zeitung"

Anders bei der "Kleinen Zeitung": "Wenn die Gewerkschaft streikt, sehen wir keine Möglichkeit für eine Ausgabe", erklärte Chefredakteur Erwin Zankel. Die Arbeit der Redaktion werde es in der Internet-Ausgabe der Zeitung nachzulesen geben. Dass die "Kleine Zeitung" eventuell in Kroatien gedruckt werden könnte, ist für ihn "nur eine hypothetische Variante": "Das wäre möglich, aber ich glaube nicht, dass wir das in Anspruch nehmen." Der Styria Medien AG, der die "Kleine Zeitung" sowie die "Presse" gehört, ist an der kroatischen Tageszeitung Vecernji List beteiligt und verfügt in Zagreb über Druckmaschinen.

"Presse:" "Im Rahmen der Möglichkeiten

Bei der "Presse" wird man "im Rahmen unserer Möglichkeiten" eine Zeitung machen, sagte Geschäftsführer Franz Ivan. "Und wir warten ab, ob die von der Druckerei Herold gedruckt werden kann oder nicht. Aber die Gefahr ist sehr groß, dass die Druckerei bestreikt wird." Bereits in der Montagausgabe werde man die "Presse"-Leser über diese Gefahr informieren und auf das Internet-Angebot hinweisen. Alternativen "irgendwo im Ausland" gebe es, "aber die sind so aufwendig, und würden die Atmosphäre zusätzlich verschärfen, dass wir nur davon Gebrauch machen, wenn andere Tageszeitungen erscheinen könnten", so Ivan. (APA)