Schüsse
Während Behördenvertreter die Menge zu beruhigen versuchten, prasselten erste Steine auf Polizeiautos und umliegende Häuser. Als die Polizei und Einheiten der Gendarmerie daraufhin minutenlang Warnschüsse in die Luft abgaben, eskalierte der Konflikt. Menschen warfen sich aus Angst vor den Schüssen auf den Boden und wurden brutal vom Platz gezerrt, während an anderen Stellen die Polizei mit einem Steinhagel zurückgetrieben wurde.
Stimmung in und um Bingöl ist sehr angespannt
Die Stimmung in und um Bingöl ist sehr angespannt. Die nördlich von Diyarbakir gelegene Stadt ist seit langem ein Zentrum der kurdischen Aufstandsbewegung. Die Gegend zwischen Bingöl und Tunceli gehört zu den Regionen, in denen es immer noch bewaffnete Zusammenstöße zwischen kurdischer Guerilla und der Armee kommt.
Dort hatten sich auch diejenigen PKKler verschanzt, die sich vor drei Jahren von dem von PKK-Führer Abdullah Öcalan aus dem Gefängnis heraus verkündeten Waffenstillstand distanziert hatten.
Auslöser für den jetzigen Aufruhr war wahrscheinlich weniger die mangelhafte Versorgung der vom Erdbeben Betroffenen als vielmehr Wut über den Einsturz des Internats bei Bingöl. Dort lagen am Freitag immer noch 73 Kinder unter den Trümmern vergraben, obwohl die ganze Nacht mit vollem Einsatz gearbeitet wurde. Von den 198 Kindern wurden bisher 80 gerettet, 35 (und ein Lehrer) konnten nur noch tot geborgen werden.
Schlampige Bauweise
Die Bewohner von Bingöl und den Dörfern, aus denen die Schulkinder stammen, machen den türkischen Staat für den schlampigen Bau verantwortlich; offenbar in der Annahme, dass dies spezifisch für die mehrheitlich kurdischen Gebiete sei.