Claudia Kafka ist Ärztin für Allgemeinmedizin und hat eine Praxis im dritten Bezirk in Wien.

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Die Nase kitzelt, ein Schnupfen ist im Anmarsch. Kann man dann noch etwas tun? Konstanze Wagenhofer sprach mit der Allgemeinmedizinerin Claudia Kafka über die Ursachen von Verkühlung, die guten alten Hausmittel und Nasenatmung.

Standard: Was hilft gegen einen grippalen Infekt?

Kafka: Gegen die Viren selbst gibt es kein Medikament. Man kann aber den Heilungsprozess unterstützen. Bei viralen Atemwegsinfekten geht es vor allem darum, die Schleimhäute so schnell wie möglich zu regenerieren, damit sie den entzündlichen Schleim abtransportieren können. Am besten reagiert man schon beim ersten Halskratzen.

Standard: Was kann man akut machen?

Kafka: Man kann die Schleimhäute feucht halten, nicht rauchen, größere Anstrengungen vermeiden und sich ausreichend Schlaf gönnen.

Standard: Was hilft gegen trockene Schleimhäute?

Kafka: Man sollte viel trinken. Auch ausreichende Luftfeuchtigkeit in den Räumen ist wichtig, indem man beispielsweise dort Wäsche aufhängt. Gute Luftbefeuchter sind auch in Ordnung. Allerdings muss man sie unbedingt regelmäßig reinigen, damit sich keine gefährlichen Bakterien und Pilze sammeln. Spülungen mit Meerwasserspray oder Inhalationen können helfen. Beim Zusatz ätherischer Öle ist jedoch Vorsicht geboten. Sie können Allergien auslösen. Kamillentee verträgt aber so gut wie jeder.

Standard: Was kann man sonst noch tun?

Kafka: Halsschmerztabletten und Gurgellösungen mit schmerzstillenden und desinfizierenden Substanzen bekämpfen die Halsentzündung und ihre Symptome. Abschwellende Nasensprays sorgen dafür, dass der Schleim wieder abfließen kann. Keinesfalls sollte man sie allerdings länger anwenden, denn dann kann es zu einem gegensätzlichen Effekt kommen.

Standard: Wirken Hustenmittel?

Kafka: Mit schleimlösenden Präparaten fördert man das Abhusten. Wenn Reizhusten am erholsamen Durchschlafen hindert, kann der Arzt Codein verschreiben. Aspirin und Paracetamol wirken fiebersenkend und helfen gegen infektassoziierte Symptome wie Kopf-, Glieder- und Muskelschmerzen.

Standard: Was halten Sie von Heilpflanzen und Hausmitteln?

Kafka: In der Natur finden sich viele wirksame Heilpflanzen, beispielsweise Efeu, Thymian, Eukalyptus, Echinacin, Kamille und Salbei. Und Hühnersuppe ist genial bei viralen Infekten. Ihre Wirksamkeit wurde wissenschaftlich nachgewiesen.

Standard: Wann sollte man zum Arzt gehen?

Kafka: Spätestens bei hohem Fieber und eitrigem Auswurf ist ein Arzt zu konsultieren. Es handelt sich dann wahrscheinlich um eine bakterielle Superinfektion, die man meist mit einem Antibiotikum behandeln muss. Auch bei protrahiertem Verlauf, wenn also die Verkühlung länger als sieben bis zehn Tage andauert, sollte man zum Arzt gehen.

Standard: Wie kann man wirksam vorbeugen?

Kafka: Das Immunsystem stärken: ausreichend Bewegung an der frischen Luft, häufiges Lüften, vitaminreiche Kost mit viel Obst und Gemüse. Man sollte sich auch häufig die Hände waschen, weil die Übertragung oft durch die Hände erfolgt. Gut ist es auch, durch die Nase zu atmen. Menschen, die durch die Nase atmen, sind seltener verkühlt.

Standard: Wie schützt man sich eigentlich vor der Ansteckung durch andere?

Kafka: Wenn man angehustet und angeniest wird, kann man kurz die Luft anhalten oder sich zumindest abwenden. (Konstanze Wagenhofer, DER STANDARD Printausgabe, 2.11.2010)