A New Beginning

Screenshot: Daedalic

"Wenn ich nicht in die Stadt essen gehen würde, käme ich nie unter Leute. Ein voller Kühlschrank wäre sozialer Selbstmord", sagt Bent Svensson, klickt man auf seinen Kühlschrank. Als ein Hauptcharakter von A New Beginning findet man ihn am Beginn des Spiels zurückgezogen in einer abgelegenen Hütte, wo er der aufgegebenen Forschungsarbeit, dem erwachsenen Sohn und seiner Frau nachtrauert. Seine Psychologin bläut ihm mehr Egoismus ein: "Sie sind nicht für die ganze Welt verantwortlich!"

Erde in der Vergangenheit retten

Bent forschte, wie man Bioenergie aus Blaualgen gewinnen kann. Im Jahr 2500 hat man dieses Wissen längst. Dennoch steht in dieser Zukunft die Welt vor ihrem Ende: Der Klimawandel hat die Erde verwüstet, nur wenige Menschen haben überlebt. Ihre letzte Chance ist, in die Vergangenheit zu reisen, um die Katastrophe abzuwenden. So landet Fay, Funkerin in einer der Zeitkapseln, in der Gegenwart bei Bent, um ihn in seiner Ruhe zu stören und ihm ihre unglaubliche Geschichte zu erzählen. Die Ärztin hatte unrecht: Auf Bent lastet die Verantwortung für die Erde.

Das neue Rätsel-Abenteuer des deutschen Entwicklers Daedalic macht die Klimaproblematik zum Thema eines interaktiven Science-Fiction-Comics. Mit Fay muss man im bewährten Stil vorgegebene Antworten auswählen und Dinge aufsammeln und sie kombinieren, um die Handlung voranzutreiben. Die meist logischen, auf acht Kapitel aufgeteilten Rätsel lassen Spieler Autos zu Seilwinden umbauen oder einen Algengenerator bedienen. Fays jugendlich-idealistischer Charakter, der mit Technik eigentlich nicht viel am Hut hat, spannt die Brücke zwischen Spieler und Spielwelt.

Spannende Handlung

Durch die im Rahmen eines Sci-Fi-Comics recht stimmige und spannende Handlung führen adäquate Charaktere, die, wie Bent zeigt, richtig plastisch ausfallen können. Die Story leidet nur etwas an ihrer Umsetzung: Der auch in den Zwischensequenzen sparsam animierte Comicstil und die manchmal etwas zu glatten Sprecher tragen nicht gerade zu einer besonders dichten Spielatmosphäre bei. Absturzprobleme in manchen Konfigurationen sollen im Nachhinein per Patch behoben werden.

A New Beginning fügt den auflebenden Point-&-Click-Adventures aber insgesamt einen durchaus würdigen Vertreter hinzu und bietet mit der Klimadebatte einen aktuellen Anknüpfungspunkt. Zuletzt hatte Lost Horizon von Animation Arts die Riege neuer Adventures verstärkt. Inspiriert durch die Indiana Jones Adventures der 90er-Jahre matcht sich in Lost Horizon Hauptfigur Fenton in Schanghai, Marokko und deutschen Burgen mit den Nazis um ein geheimnisvolles Relikt. Deep Silver, jeweils ab 12 Jahren, ca. 35 Euro. F.: Daedalic (Alois Pumhösel/ DER STANDARD Printausgabe, 30. Oktober 2010)

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