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Telekommunikationszentrum und Autowrack in Bagdad

Foto: EPA/AFPI/PATRICK BAZ

Washington - Die US-Pläne für die Nachkriegsordnung im Irak nehmen allmählich Gestalt an. Washington will eine internationale Stabilisierungstruppe entsenden und den Irak in drei Sektoren unterteilen. Dabei sollen die USA, Großbritannien und Polen die Kontrolle über jeweils einen Sektor übernehmen. Die Vereinten Nationen sowie die Kriegsgegner Frankreich, Deutschland und Russland spielen bei den Planungen für die Übergangszeit im Irak keine Rolle.

Nach Informationen der "New York Times" wollen die USA parallel zur Stationierung der Stabilisierungstruppe rasch einen Großteil ihrer Soldaten abziehen. Bis Herbst sollen demnach von den derzeit 132.000 US-Soldaten nur noch zwei Divisionen mit etwa 30.000 Mann in Irak stationiert sein. Eine der verbleibenden US-Divisionen soll die Kontrolle über die Hauptstadt Bagdad und Umgebung ausüben. Der Süden des Iraks mit der Millionenstadt Basra soll unter den Schutz einer von Großbritannien geführten Division gestellt werden. Der Norden mit den Kurdenregionen soll nach Berichten polnischer Medien unter dem Kommando Polens stehen.

Nach Angaben des polnischen Außenministers Wlodimierz Cimoszewicz sollen die ersten Verbände der Stabilisierungstruppe bis Ende Mai in Irak eintreffen. Der polnische Präsident Aleksander Kwasniewski sagte der französischen Tageszeitung "Le Monde", Polen sei in der Lage, mindestens 1500 Soldaten zu entsenden. Als Länder, die außerdem noch Soldaten entsenden können, nannte ein Vertreter der US-Administration auch Italien, Spanien, Dänemark, Bulgarien, die Niederlande, die Ukraine und Albanien.

US-Präsident George W. Bush will sich offenbar persönlich in Polen für den Einsatz des Landes im Irak-Krieg bedanken. Wie der polnische Präsident Aleksander Kwasniewski am Sonntag in einem Radio-Interview sagte, kommt Bush wahrscheinlich am 30. Mai nach Krakau. Der US-Präsident ist Ende Mai zu einem Gipfeltreffen im russischen St. Petersburg eingeladen und könnte vorher einen Zwischenstopp im südpolnischen Krakau einlegen.

Die Grundlinien für die Übergangsphase wurden am vergangenen Mittwoch auf einer 16-Staaten-Konferenz in London festgelegt, bei der sich Vertreter aus den USA, Großbritannien, zehn weiteren NATO-Staaten und vier Nicht-Mitgliedstaaten trafen. Frankreich, Deutschland und Russland waren nicht eingeladen. Das nächste Treffen soll am kommenden Donnerstag und Freitag ebenfalls in London stattfinden.

Der bisherige Oberbefehlshaber der Truppen am Golf, Tommy Franks, soll auch die multinationale Stabilisierungstruppe befehligen. Die Rolle der Vereinten Nationen in Irak wäre aus Sicht Washingtons darauf beschränkt, humanitäre Hilfe und Unterstützung beim Wiederaufbau zu leisten. Washington erwägt auch, die Stabilisierungstruppe unter das Dach der NATO zu stellen. Sollte sich Frankreich diesem Vorhaben widersetzen, könnte eine solche Entscheidung an den Verteidigungs-Planungsausschuss der Allianz übergehen, dem Frankreich nicht angehört.

Grundidee sei es, die Stabilisierungstruppe für Irak über die "Koalition der Willigen auf einer bilateralen Basis" aufzubauen, sagte ein US-Vertreter, der Verteidigungsminister Donald Rumsfeld bei dem Londoner Treffen begleitete. Auf die Frage, ob Frankreich, Deutschland und Russland wegen ihres Widerstandes gegen den Irak-Krieg nun mit Ausschluss bestraft würden, antwortete er: "Das ist eine Sichtweise." Eine andere Erklärung sei schlicht, dass sie nichts angeboten hätten.

US-Präsident George W. Bush ist nach wie vor davon überzeugt, das früher oder später in Irak Massenvernichtungswaffen gefunden werden. "Irak hat die Größe von Kalifornien", sagte Bush am Samstag auf einer Pressekonferenz mit dem australischen Ministerpräsidenten John Howard auf seiner Ranch in Crawford. "Es gibt Tunnel, Höhlen, alle Arten von Komplexen. Wir werden sie finden, und das ist nur eine Frage der Zeit."

In seiner wöchentlichen Rundfunkrede verkündete Bush am Samstag den Sieg gegen den Irak. Zugleich unterstrichen er aber, dass der unter Führung der USA laufende Krieg gegen den Terrorismus bei weitem noch nicht beendet sei. Der US-Präsident verknüpfte die von den USA angeführte Invasion im Irak gedanklich mit dem nach den Anschlägen vom 11. September 2001 eingeleiteten Kampf gegen den internationalen Terrorismus. (APA/dpa/Reuters)