Für die Flaute auf dem ITK-Markt ist nicht nur die schwache Nachfrage und die Börsensituation verantwortlich. "Gerade für das E-Business und die Telekommunikation fehlen nicht selten neue Dienste, schlüssige Konzepte und klare Marketingstrategien", kritisiert Ralf Sürtenich, Geschäftsführer der Düsseldorfer Unternehmensberatung insieme business GmbH . Die Branche sei an vielen Stellen techniklastig und glaube häufig immer noch, allein mit dem Angebot von hohen Bandbreiten und niedrigen Preisen pro Minute oder Megabyte Erfolge zu erzielen. Die Lösung liege darin zu erkennen, dass man nur dort einen Massenmarkt erreichen kann, wo man dem Kunden einen neuen und überzeugenden Nutzen bietet, betont Sürtenich.

Stagnation

Im vergangenen Jahr hat es in Deutschland in der TK- und IT-Branche eine weitgehende Stagnation der Umsätze gegeben bei gleichzeitigem Rückgang der Anzahl der Unternehmen und der Beschäftigten. Der reine Markt der Telekommunikationsdienste, wie er von der Regulierungsbehörde betrachtet wird, ist mit 61 Milliarden Euro im Jahr 2002 gegenüber dem Vorjahr mit 59,1 Milliarden Euro nur noch minimal gestiegen. Die Zahl der Beschäftigten reduzierte sich in diesem Marktsegment um rund fünf Prozent. Spart man die Deutsche Telekom aus, fällt dieser Wert mit 19 Prozent sogar noch drastischer aus. In der IT-Branche ist ein Rückgang von etwa vier Prozent der Beschäftigten zu verzeichnen. Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) rechnet auch in diesem Jahr nur mit einer schwarzen Null.

Abgeschwächt

Die allgemeine Stagnation der deutschen Wirtschaft hat nach einer Marktanalyse der insieme business GmbH auch bei Anbietern von Call- und Contact Centern zu einer Abschwächung des aktuellen Bedarfs geführt, der zudem noch mit deutlichem Preisverfall für die Dienstleistungen gekoppelt ist. Call Center, die ausschließlich auf Massenprodukte und Billigangebote setzen, werden von der aktuellen Wirtschaftkrise besonders hart getroffen.Chancen für das Neugeschäft sieht Sürtenich in erster Linie im Service-Bereich, in schnelleren und flexibleren Service-Konzepten. Dieses Geschäft werde auf Kosten etablierter Serviceleistungen und deren Anbieter gehen, die unter dem Zwang zur Konsolidierung und zur Kostenreduktion sogar Flexibilität verlieren, statt sie aufzubauen. Grundsätzlich bestehen in dieser Situation nach Einschätzung von insieme gute Chancen für Call und Contact Center-Unternehmen, wenn sie in der Lage sind, komplette Dienste mit allen Prozessen abzubilden und dabei auch über die Economy of Scales Kostenvorteile wahrnehmen können.

Beispielhaft

"Das bestätigt unsere Geschäftsstrategie", betont Mark Brown, Geschäftsführer des Call Center-Anbieter Sitel . Sitel Worldwide sei durch Akquisitionen groß geworden, weil das Unternehmen von Anfang an darauf ausgerichtet war, nicht nur Dienstleister, sondern auch strategischer Partner für Unternehmen zu sein. "Ob wachsender Druck auf Effizienz und Effektivität, kürzere Produktions- und Lebenszyklen oder fortschreitende Deregulierung bisheriger monopolistischer Märkte - immer mehr Unternehmen haben Grund genug, ganze Geschäftsprozesse auszulagern", führte Brown aus. (pte)