Wien/Linz - Ein Viertel der Dreijährigen hat schon Erfahrung mit Kopfschmerzen und acht von zehn Gymnasiasten haben solche Beschwerden mehr als einmal im Monat, warnen Experten der Österreichischen Schmerzgesellschaft aus Anlass der 10. Österreichischen Schmerzwochen. Eine gezielte Behandlung von Kindern und Jugendlichen sei nötig, um eine Chronifizierung der Beschwerden zu vermeiden.

Schmerzexperten schlagen Alarm: Bereits im Vorschulalter leiden immer mehr Kinder unter Kopfschmerzen und Migräne, wie eine aktuelle Studie aus Heidelberg zeigt. Daten aus 21 Arztpraxen für Kinder- und Jugendmedizin im Stadt- und Landkreis Heidelberg wurden dafür ausgewertet. 25,4 Prozent aller 3-jährigen Kinder, über 26,7 Prozent aller 4-jährigen Kinder und 41,1 Prozent aller 5-jährigen Kinder haben bereits Erfahrungen mit Kopfschmerzen gemacht, ein Viertel aller Kinder (24,8 Prozent) hatte innerhalb der letzten sechs Monate Kopfschmerzen.

Die Zahl der Betroffenen steigt mit zunehmendem Alter, zeigte eine auf dem Deutschen Schmerzkongress präsentierte Studie aus München: Bei Mittelschülern zwischen 16 und 18 Jahren gaben 83,1 Prozent an, mindestens einmal pro Monat an Kopfschmerzen zu leiden.

„Diese Erfahrungen decken sich durchaus mit österreichischen Daten", so Christian Lampl (Konventhospital Barmherzige Brüder Linz), Vorstandsmitglied der ÖSG und Präsident der Österreichischen Kopfschmerzgesellschaft. Geschätzte zehn bis 20 Prozent der Vorschulkinder leiden hierzulande an Kopfschmerzen. „Oft handelt es sich um Spannungskopfschmerzen oder sekundäre Kopfschmerzen im Rahmen einer anderen Krankheit, etwa zwölf Prozent der kindlichen Kopfschmerzen sind nicht eindeutig zuordenbar", so der Neurologe.

Erkrankung oft spät erkannt

Auch der Anteil an jugendlichen Migränikern ist hoch: Zwischen drei und fünf Prozent der drei- bis elfjährigen Mädchen und Buben leiden unter Migräne. Bis zum 18. Lebensjahr steigt die Häufigkeit bei Burschen auf etwa sieben, bei Mädchen auf rund zwölf Prozent. „Weil Migräne-Attacken bei Kindern oft kürzer und weniger heftig als bei Erwachsenen ausfallen, wird die Erkrankung häufig erst spät erkannt", so Lampl.

Wichtig, so der Experten, sei eine angemessene Behandlung von Kopfschmerzen und Migräne bereits bei den jüngsten Patienten - denn sonst könnten die wiederkehrenden Beschwerden auch chronifizieren und die Basis für regelrechte „Schmerzkarrieren" im Erwachsenenalter gelegt werden.
„Die Therapiemöglichkeiten reichen von einfachen Maßnahmen wie dem Sicherstellen von ausreichendem Schlaf, einem geordneten Tagesablauf oder Pausen beim Lernen und Computerspielen über Entspannungsübungen, Akupunktur und Biofeedback bis hin zur altersgemäßen Behandlung mit Medikamenten" so Lampl. (red)