Grenzpegel. Kreativität und Kontroverse: Migrantische Musikszenen.

Eröffnung: 11. November, 19.00 Uhr

Lesesaal und Ausstellungsraum der Wienbibliothek im Rathaus; Eingang Lichtenfelsgasse 2, Siege 6, 1. Stock, 1010 Wien
bis 14. Jänner 2011
KuratorInnen: Ruby Sircar und Fatih Aydogdu
Link zur Ausstellung

Bild: Tanzfläche im Club Homoriental

Foto: Kuratoren

"Wir haben ein wenig mit dem Klischee 'Musikweltstadt Wien' gespielt", sagt Kurator Fatih Aydogdu. Seit Anfang der 1990er Jahre wurde die "Musikstadt Wien" mit neuen Inhalten - also neuer Musik - gefüllt. Unter den Begriffen "Vienna Electronica" und "Balkanfever" etablierten sich zunächst in der Szene zwei Richtungen. "Ein Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf der identitätsstiftenden Wirkung von Popularmusik für migrantische Gemeinschaften", wie Aydogdu berichtet. Fragen, ob sich zum Beispiel der Zerfall Jugoslawiens auf die Musik von MigrantInnen in Österreich auswirkt, werden diskutiert.

Die KuratorInnen haben zahlreiche Musikschaffende interviewt, die Gespräche können sich die BesucherInnen auf zwei Computern ansehen. Aydogdu weist auf einen Unterschied zwischen Österreich und der Türkei hin: "Wir konnten leider fast nur männliche Interviewpartner finden. Das liegt daran, dass die elektronische Musik in Österreich eigentlich eine Männerdomäne ist. In Istanbul ist das nicht so: Viele Frauen sind in die Szene eingebettet."

Erfolgsgeschichten

Aydogdu sei es wichtig, die Erfolgsgeschichten von KünstlerInnen, die aus dem Ausland nach Österreich kamen, hervorzuheben. "Es wird ein bestimmtes Bild in den Medien gepflegt. Die Sicht der Betroffenen wird dabei meist ausgespart", sagt er.

Um diese Musikstile auch historisch zu kontextualisieren, wird in der Ausstellung ein Roundtable mit einigen der ersten ProtagonistInnen der Wiener MigrantInnenmusik-Szene zu sehen sein: Slavko Ninić, Hakan Gürses, Lakis Jordanopoulos, Alyosha Biz, Marwan Abado und Alp Bora. Die Diskussion wird danach als Projektion in der Ausstellung zu sehen sein.

Umfangreiche Materialsammlung

Die beiden KuratorInnen haben zudem eine umfangreiche Materialsammlung aus Plattencover, Fotos, Poster etc. zusammengestellt, die die Entwicklungen der vergangenen 30 Jahre veranschaulicht. Anhand einer Timeline wird weiters das Zusammenwirken von politischen Maßnahmen und Verschärfungen der Einreisebedingungen einerseits und die Kommerzialisierung von Weltmusik andererseits dokumentiert.

Die wienbezogenen Materialien werden nach Ende der Ausstellung Eingang in die Sammlungen der Wienbibliothek finden. (jus, derStandard.at, 11. November 2010)