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Antiterroreinheiten der griechischen Polizei führen einen der beiden festgenommenen jungen Tatverdächtigen nach neuen Sprengstoffattentaten in Athen ab.

Foto: AP/dapd/Petros Giannakouris

Rom/Wien - Eine Serie von Postsendungen mit Sprengsätzen hält Europa in Atem. Ausländische Botschaften in Athen, Bundeskanzlerin Merkel in Berlin und Italiens Ministerpräsident Berlusconi waren Adressaten der explosiven Post. Die Hinweise deuten jeweils darauf hin, dass die Urheber in Griechenland zu suchen sind. Um Mitternacht wurden alle Kurierdienste von Griechenland ins Ausland eingestellt.

Kanzlerin Merkel und Premier Berlusconi standen auf der Liste der Terroristen: Im deutschen Kanzleramt wurde am Dienstag ein an Merkel adressiertes Paket gefunden, das aus Griechenland kam. Merkel war zum Zeitpunkt des Alarms in Belgien. Ein angeblich an Berlusconi gerichtetes Paket hat bei einer Kontrolle auf dem Flughafen von Bologna Feuer gefangen. Es war ebenfalls in einem Flugzeug aus Griechenland entdeckt worden, laut letzten Meldungen war die Maschine allerdings am Weg nach Paris und nicht nach Rom, wie zunächst berichtet worden war.

Stärkere Kontrollen

Merkel forderte am Mittwoch größere Anstrengungen zur Schließung möglicher Sicherheitslücken beim Luftfracht-Transport. Die Bombenfunde in Europa müssten "Anlass sein, die Kontrollen für Frachtgüter innerhalb Europas, mit den Vereinigten Staaten und dann möglichst weltweit besser abzustimmen", so die Kanzlerin.

In Italien wurden die Kontrollen auf den nationalen Flughäfen verschärft. "Wir haben die Kontrollen auf den Flughäfen verschärft. Am Montag ist in Brüssel ein Gipfeltreffen der europäischen Innenminister geplant, bei dem wir über die Terrorgefahr diskutieren werden. Wir werden dort weitere Schritte prüfen", berichtete der italienische Innenminister Roberto Maroni am Mittwoch.

In Griechenland gingen zudem den zweiten Tag in Folge explosive Pakete an mehrere Botschaften in Athen - darunter jene der Schweiz und Deutschlands. Die Sendungen enthielten eine Art Schießpulver, das sich beim Öffnen entzündet. Zudem wurden am Dienstag in der bulgarischen und in der chilenischen Botschaft Paketbomben entdeckt.

Hinter den Taten werden Linksextremisten vermutet. Zwei mutmaßliche Mitglieder einer Untergrundorganisation wurden bereits am Montag in Griechenland festgenommen. Zudem veröffentlichte die Polizei in Athen Fotos von weiteren fünf Verdächtigen.

In Büchern versteckt

Die meisten der griechischen Paketbomben, die in den vergangenen Tagen verschickt wurden, sollen in ausgehöhlten Büchern versteckt gewesen sein. Das berichteten griechische Medien am Mittwoch unter Berufung auf Polizeiexperten. Ein Polizist sagte der Athener Zeitung „Ta Nea", für die Konstruktion hätten auch die Kenntnisse eines Gymnasialschülers ausgereicht.

Den Berichten zufolge hatten die Täter die Bücher ausgehöhlt und darin das Pulver versteckt. Zur Zündung seien in den meisten Fällen Batterien und Kabel installiert gewesen. Die Explosion sollte durch Funken entfacht werden; einen richtigen Zünder habe es nicht gegeben, hieß es. In wenigen anderen Fällen seien die Sprengsätze in Briefumschlägen installiert gewesen. Insgesamt wurden bisher 13 Bomben entdeckt oder entschärft.

Die griechischen Sicherheitskräfte versuchen derzeit zu ermitteln, ob noch weitere Briefbomben unterwegs sind. Aus diesem Grund wurden am Mittwoch für 48 Stunden alle Kurierdienste von Griechenland ins Ausland eingestellt. Die Polizei wollte alle Pakete kontrollieren, die am Athener Flughafen eintreffen oder lagern.
Der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou verurteilte die Bombenserie in Athen und u.a. auch die Sendung eines explosiven Pakets aus Griechenland an die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. „Wir verurteilen es aufs Schärfste und widersetzen uns unerbittlich jedem, der mit Terroraktionen und Gewalt versucht, dem sozialen Frieden und dem Bild des Landes im Ausland zu schaden", sagte Papandreou.

Österreichs Innenministerium mahnt zur Vorsicht

Die Entdeckung von Paketbomben hat nun auch erste Maßnahmen in Österreich zur Folge. Das österreichische Innenministerium habe nach dem Fund einer Paketbombe im Berliner Bundeskanzleramt am Dienstag laut eigenen Angaben die Sicherheitsverantwortlichen in den Ministerien "sensibilisiert", sagte Innenministeriums-Sprecher Rudolf Gollia am Mittwochnachmittag.

Man habe insbesondere Bundeskanzleramt und Vizekanzleramt "davon in Kenntnis gesetzt, dass derartige Pakete unterwegs sind" und die Stellen dazu aufgefordert, dass "entsprechende Vorsicht zu walten hat". Von einer "Warnung" wollte Gollia aber nicht sprechen. Es gebe derzeit keinen Hinweis darauf, dass eine Gefährdung in Österreich bestehe. (APA)