Wien - Die Ausgaben österreichischer Unternehmen für Forschung und Entwicklung (F&E) sind gegen den globalen Trend 2009 um 0,6 Prozent gegenüber dem Jahr davor gestiegen, wie aus der globalen Innovations-Studie "Global Innovation 1000" der internationalen Strategieberatung Booz & Company hervorgeht. Weltweit sanken demnach die F&E-Ausgaben der Unternehmen gegenüber 2008 um 3,5 Prozent auf 363 Mrd. Euro, wobei Europa mit einem Minus von 0,2 Prozent noch glimpflich davongekommen sei. Große Ausnahmen beim Abwärtstrend sind China und Indien, die ihre F&E-Budgets deutlich erhöhten.

Rückgang in Deutschland

Auch in Deutschland hat das Krisenjahr 2009 deutliche Spuren in den F&E-Bilanzen der Unternehmen hinterlassen. So haben deutsche Unternehmen ihre Budgets für Innovationsprojekte um mehr als drei Prozent reduziert. Dennoch konnten deutsche Konzerne 2009 vor Frankreich und der Schweiz den Titel als Innovations-Europameister verteidigen. So stellen deutsche Betriebe mit 27,7 Mrd. Euro (Vorjahr 28,6 Mrd. Euro) immer noch für 7,6 Prozent (Vorjahr 7,9 Prozent) der weltweiten F&E-Investitionen.

Völlig gegen den globalen Trend erhöhten die in China und Indien angesiedelten Unternehmen ihre F&E-Budgets gegenüber dem Vorjahr zusammen um 41,8 Prozent. Dabei hat nach Angaben von Booz & Company die weitgehende Resistenz der beiden Länder gegen die Rezession eine ebenso große Rolle gespielt wie die niedrige Ausgangsbasis bei den Innovationsbudgets. In Nordamerika betrug das Minus dagegen 3,7 Prozent, in Japan sogar 10,8 Prozent.

Betrachtet man die Höhe der F&E-Ausgaben, belegen die Unternehmen Roche, Microsoft und Nokia die vordersten Plätze des "Innovation 1.000-Rankings" des Strategieberaters. Toyota wurde von seinem Spitzenplatz auf Rang vier verdrängt. Auf den Plätzen folgen Pfizer, Novartis, Johnson&Johnson, Sanofi-Aventis, GlaxoSmithKline sowie Samsung. Aus Österreich sind voestalpine, Intercell und Andritz in dem Ranking vertreten. Dabei ist voestalpine gegenüber 2008 von Platz 467 auf 471 zurückgefallen, Andritz von Platz 842 auf 900 abgerutscht. Intercell konnte sich dagegen von Rang 791 auf 742 verbessern.

Gesundheit vor Elektronik

Fast zwei Drittel der globalen F&E-Ausgaben konzentrieren sich auf drei Branchen: Gesundheit/Pharma, Elektronik/Computer und die Automobilindustrie. Auch wenn der Automobilsektor 2009 rund 15 Prozent der weltweiten F&E-Ausgaben tätigte, reduzierte dieser mit minus 14,2 Prozent am stärksten seine Innovationsleistungen.

Nach Ansicht von Booz & Company können Europa und speziell der deutschsprachige Raum als Innovations- und Forschungsstandort trotz des rezessionsbedingten Rückgangs "noch immer aus einer Position der Stärke heraus agieren". Die enormen Steigerungsraten in China und Indien würden aber verdeutlichen, welche Ressourcen und strategische Bedeutung die dort angesiedelten Unternehmen dem Thema Innovation zuteil werden lassen. Harald Dutzler, Geschäftsführer von Booz & Company in Wien, empfiehlt daher der Politik, "die förderpolitischen und strukturellen Voraussetzungen für Innovationen zu schaffen sowie Investitionen in Zukunftstechnologien regulatorisch und auch steuerlich stärker zu begünstigen". Nur so könnten auch in Österreich die Innovationsausgaben weiter steigen, um mit Innovationsstandorten wie den USA und langfristig China und Indien mitzuhalten. (APA)