Chronisch entzündliche Darmerkrankungen werden oft erst spät entdeckt.

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Wien - In Österreich leiden bis zu 80.000 Menschen an "chronisch entzündlichen Darmerkrankungen" (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Frauen und Männer sind annähernd gleich häufig betroffen, der Erkrankungsbeginn liegt meist im dritten Lebensjahrzehnt. "Unbehandelt können diese chronisch fortschreitenden organischen Erkrankungen zu hohen psychischen und körperlichen Belastungen führen", warnt Thomas Haas, Internist an der Univ.-Klinik für Innere Medizin I in Salzburg. Allein in den vergangenen 15 Jahren ist die Zahl der stationären Patienten um 270 Prozent angestiegen. Dennoch werden "chronisch entzündliche Darmerkrankungen" oft erst spät entdeckt und eine frühzeitige Therapie wird somit unmöglich gemacht.

Die Leitsymptome der CED sind Durchfall - bis zu 10 mal und mehr pro Tag, Bauchschmerzen, Blutbeimengungen im Stuhl und speziell beim Morbus Crohn das Auftreten von Fisteln. Auch außerhalb des Darms können Entzündungen auftreten, etwa an der Haut, an Gelenken oder an den Augen.

Abnahme der Lebensqualität

CED sind lebenslängliche Erkrankungen und verlaufen meist in Schüben, wobei die Abstände zwischen den Schüben unterschiedlich lang können - unter Umständen sogar mehrere Jahre betragen. Da die Beschwerden oft als sehr beschämend erlebt werden, ziehen sich die Betroffenen zurück oder werden ausgegrenzt, wenn sie von ihrer Erkrankung berichten. Probleme in Familie und Beruf sind die Folge, die Lebensqualität nimmt deutlich ab. Durch die häufige Stuhlfrequenz wird der Alltag immer schlechter zu bewältigen, die Aktivitäten oft nach der unmittelbaren Verfügbarkeit von Toiletten geplant.

Eine Heilung von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa ist bisher nicht möglich, das Ziel ist möglichst Beschwerdefreiheit und damit die Verbesserung der Lebensqualität. "Um dieses Ziel zu erreichen, stehen verschiedene entzündungshemmende Medikamente zur Verfügung. Auch eine Umstellung der Lebensführung hinsichtlich Ernährung, körperlicher Aktivität und Rauchen kann einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung leisten ebenso wie ein veränderter Umgang mit beruflicher oder privater Überforderung oder Stress", empfiehlt Haas.

Vortrag: Wenn Magen & Darm reizen

Die Initiative Gesunder Darm veranstaltet den Vortrag "Wenn der Darm reizt..." am 11. November, um 18 Uhr im Merkursaal, Joanneumring 22, 8010 Graz. Heinz Hammer, Gastroenterologe an der Medizinischen Universitätsklinik Graz, referiert über Symptome, Diagnose und medikamentöse Behandlung bei Reizdarmsyndrom und chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Der Eintritt ist frei. (red)