Sarajevo - Der internationale Bosnien-Beauftragte, Valentin Inzko, hat am heutigen Mittwoch die bisherige Praxis aufgehoben, laut der die bosnischen Ministerkandidaten vor ihrer Bestellung besonders unter die Lupe genommen wurden. Dadurch sollte gesichert werden, dass die Kandidaten bestimmte Normen erfüllten bzw. die Umsetzung des Dayton-Friedensabkommens, mit dem 1995 der Bosnien-Krieg beendet wurde, nicht obstruierten. Ferner sollte mit der Regelung überprüft werden, dass die Kandidaten nicht wegen Kriegsverbrechen angeklagt sind und auch kein Strafdossier besitzen.

Inzko erläuterte die heutige Entscheidung in einer Aussendung des Büros des hohen Repräsentanten (OHR) mit den Worten, die internationale Staatengemeinschaft möchte sehen, dass führende heimische Politiker eine größere Verantwortung für den Weg übernehmen, auf dem das Land verwaltet und geleitet wird. Die Normen, die für die Ministerkandidaten gelten, wurden demnach nicht abgeändert, allerdings liege es nun an den Parteien, passende Persönlichkeiten vorzuschlagen. Die staatliche Wahlkommission hatte am Mittwoch die Ergebnisse der allgemeinen Wahlen vom 3. Oktober offiziell bestätigt.

Der Überprüfungsprozess für die Ministerkandidaten war von der internationalen Staatengemeinschaft vor zehn Jahren eingeführt worden. Vor fünf Jahren hatte das gesamtstaatliche Parlament einen eigenen Mechanismus für ihre Überprüfung aufgebaut. (APA)