"Myspace: Mentalstammbaummap" (2009).

Foto: Charim

Wien - Eine seiner Landkarten bezeichnet Stephan Huber als Myspace: Mentalstammbaum. Neben dem "Land der Väter" erfasst sie ein Areal der "Vater Söhne Ersatzkämpfe", ein "Meer der 1000-jährigen Depressionen" und einen Kontinent der Künstler.

Hubers aus verschiedenen Weltteilen neu zusammengesetztes detailliertes "Weltbild" räumt der Kunst viel Platz ein. Der Künstler hat aber auch all jene Orte deutlich markiert, die mit dem Naziterror verbunden sind. So wird im Grunde alles auf einen Blick sichtbar. Dennoch könnte man sich in den Details mindestens ebenso lange verlieren wie in den Weiten einer weiteren Karte, die der Künstler der Geografie der Liebe & Nervenbahnen der Abenteuer gewidmet hat. Dort formieren sich anatomische Herz-Abbildungen zu einer Landschaft, in der die Wanderungen von Goethes Wilhelm Meister zu seiner Geliebten ebenso eingezeichnet sind wie die Liebesinsel "Titanic" oder die Expeditionen von Alice im Wunderland.

Als ein von Bergen Besessener hat Huber sich auch selbst in Expeditionen verstiegen. Unternommen hat er diese mit keinen Geringeren als Jacques Lacan, Sigmund Freud, Luce Irigaray oder Hélène Cixous. Der Künstler treibt das Spiel mit Fakt und Fiktion hier sprichwörtlich auf die Spitze. Die präsentierten Fotografien historischer Expeditionen nutzt er, um auf die unüberbrückbare Kluft zwischen Lacan, Freud und dem Künstler "Huber" zu verweisen.

In der sehenswerten Videoinstallation Leibnitz' Lust und Teufels Tod II taucht Stephan Huber in der Ausstellung dann noch einmal in der "Rolle" des Künstlers auf: Huber wird ebenso wie Leibnitz, der Teufel, Adorno und Kasperl von einer Marionette verkörpert und lässt sich auf eine Diskussion um die Leibnitz'sche Idee göttlicher Harmonie ein. Diese wird - gespickt mit kritischen Zwischenrufen von Publikum und Puppenspielern - zum selbstironisch-charmanten Kabinettstück. (Christa Benzer / DER STANDARD, Printausgabe, 4.11.2010)