Wir ham des net so gern, wenn Polizisten sich über Staatsanwälte öffentlich auslassen. Vor allem net, wenn sich die Polizisten darüber aufregen, dass sie gegen Ex-Manager der Hypo Niederösterreich nicht mehr weiter ermitteln sollen. Das ist bei uns in Niederösterreich ganz ungern gesehen. Also werden die Ermittlungen in der Hypo-NÖ-Causa denn doch nicht eingestellt, aber vom Landeskriminalamt NÖ abgezogen und dem Bundeskriminalamt übertragen. Strafe muss sein. 

Überraschung

Tatsächliche oder angebliche Vertuschungsversuche liegen auch im Fall Kampusch vor. Der ehemalige Präsident des Obersten Gerichtshofes und Mitglied der Kampusch-"Evaluierungskommission", Johann Rzeszut, behauptet, diverse Staatsanwälte hätten erfolgreich weitere polizeiliche Ermittlungen (in Richtung Mehrtäterschaft) abgedreht.

Ziemlich überraschend wurde nun Anzeige wegen Amtsmissbrauchs gegen fünf Staatsanwälte erhoben. Rzeszut vertritt die Ansicht, das Verhalten von Kampusch nach ihrer Flucht spreche "eher für intaktes jugendliches Selbstbewusstsein als für eine schicksalbedingt geknickte oder angeschlagene Persönlichkeit". Ein Opfer hat sich also als Opfer zu verhalten. Aber das Justizministerium lässt trotzdem gegen die fünf Staatsanwälte ermitteln - offenbar aus der Überlegung heraus, dass alles andere das Misstrauen in die Justiz nur weiter befördern würde. (Hans Rauscher, DER STANDARD Printausgabe, 4.11. 2010)