Istanbul - Der Selbstmordanschlag am Taksim-Platz in Istanbul vom vergangenen Sonntag hat Spaltungserscheinungen innerhalb der kurdischen Untergrundarmee PKK offenbart. Nach Auffassung politischer Beobachter und Kommentatoren in der Türkei zeichnet sich nun eine ähnliche Entwicklung wie bei der Irisch Republikanischen Armee und ihrer Splittergruppe Real IRA ab, was eine politische Lösung des Kurdenkonflikts realistisch erscheinen lässt.

Die türkischen Behörden hatten am Dienstag die Identität des Attentäters bekannt gegeben, der sich vor einem Polizeibus im Zentrum vom Istanbul in die Luft gesprengt und dabei 32 Menschen verletzt hatte. Der 24 Jahre alte Vedat Acar stammt demnach aus der Provinz Van im Südosten des Landes und soll sich 2004 der PKK angeschlossen haben. Die Führung der Untergrundarmee, die sich in den Kandil-Bergen im Nordirak zurückgezogen hat, dementierte jede Beteiligung an dem Attentat und verlängerte die einseitig erklärte Waffenruhe bis zu den Parlamentswahlen im Juni 2011.

Bereits im vergangenen September war in der Provinz Hakkari ein Anschlag verübt worden, der auf Rebellen innerhalb der PKK hindeutete. Damals war ein Minibus auf eine Mine gefahren, neun Insassen starben. Der auf der Insel Imrali im Marmarameer inhaftierte PKK-Führer Abdullah Öcalan distanzierte sich von dem Anschlag. (mab, STANDARD, Printausgabe, 04.11.2010)