Als mein zweiter Sohn sechs Monate alt war, habe ich begonnen, mich weiterzubilden. Ich kann jeder Frau nur raten, sich nicht in der Mutterrolle einsperren zu lassen, denn Weiterbildung ist eine gute Waffe am Arbeitsmarkt. Nach meiner Matura in Wien habe ich in Frankreich Tourismusmanagement studiert, in meiner Karenz habe ich dann einen Master in Projektmanagement gemacht. Ich wollte einfach nicht das Gefühl haben, dass ich zwei Jahre lang nichts getan habe.

40 Prozent Migrantinnen

Der Waff (Anm.: Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds) hat 6000 Euro von insgesamt 15.000 Euro Ausbildungskosten übernommen, das war für mich eine wichtige Unterstützung. Ungefähr 40 Prozent der Frauen, die ins Waff-Beratungszentrum kommen, sind Migrantinnen.

Man wird schief angeschaut

Auch ohne den Rückhalt von meinem Mann wäre es nicht gegangen. Er hat beruflich zurückgesteckt, um sich um die Kinder kümmern zu können. Denn es ist sehr schwierig, ein sechs Monate altes Baby betreuen zu lassen. Man wird ja schon schief angeschaut, wenn man ein einjähriges Kind in die Krippe bringt. In Frankreich gibt es diese Reaktion nicht, da sind die Strukturen ganz anders. Ich würde es trotzdem wieder so machen - meine Kinder konnten mich als glückliche Person erleben. Und beruflich hat es sich wirklich ausgezahlt, seit Anfang Oktober arbeite ich Vollzeit in leitender Funktion in einer NGO.

Während meiner Zeit habe ich selbst eine Hilfsorganisation mitgegründet. Unser Verein "Bildung und Zukunft" unterstützt Waisenkinder in Kamerun. Ich selbst komme aus einer großen Familie, habe aber meine Eltern zu früh verloren. In dem Ausbildungszentrum, das wir in Kamerun gegründet haben, lernen die Mädchen Textilverarbeitung und bekommen Unterricht in Gesundheitsvorsorge und Menschenrechten.

(Aufgezeichnet von Andrea Heigl, DER STANDARD Printausgabe, 4.11.2010)