Düsseldorf - Deutsche Spitzenökonomen haben die jüngste geldpolitische Lockerung der US-Notenbank scharf kritisiert. Die Fed laufe Gefahr, langfristig Schaden anzurichten, sagte der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, am Donnerstag "Handelsblatt"-Online. Schon grundsätzlich sei der Kauf von Staatsanleihen durch die Notenbank ein ordnungspolitischer Sündenfall. Erschwerend komme noch hinzu, dass so keines der strukturellen Probleme der US-Wirtschaft gelöst werde.

Kritisch äußerte sich auch das Münchner ifo Institut für Wirtschaftsforschung. Zwar könne man zwar mit einer Lockerung der Geldpolitik Zeit gewinnen, um den Abbau der Verschuldung der konjunkturschonend hinzubekommen. "Diese Politik birgt jedoch die Gefahr, dass sich die Verschuldungsniveaus nur soweit anpassen, dass sie zu den derzeit extrem niedrigen Zinsen tragfähig erscheinen", sagte Ifo-Konjunkturchef Kai Carstensen.

Der Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn, sieht die Maßnahmen der Fed als Akt der Verzweiflung. Die geldpolitische Stimulanz werde kaum eine direkte stimulierende Wirkung in der amerikanischen Wirtschaft entfalten, betonte er.

Auch der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, glaubt nicht, dass die US-Wirtschaft mit dem Fed-Manöver schneller auf die Beine kommen wird. "Die Konsumenten sind zu hoch verschuldet und lassen sich durch die ultra-lockere Geldpolitik der Fed nicht dazu verführen, mehr auszugeben und die US-Wirtschaft anzuschieben", sagte Krämer "Handelsblatt"-Online. Stattdessen schaffe die Fed ein Klima, das risikoreiche Anlageformen begünstigt, wenn Anleger mit Staatsanleihen nicht verdienen können. (APA)