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Lautstark protestieren Tibet-Aktivisten in Paris gegen den Händedruck des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy mit Chinas Präsidenten Hu Jintao.

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Die Ehrengarde war so herausgeputzt wie Carla Bruni, als Nicolas Sarkozy am Donnerstag den chinesischen Präsidenten Hu Jintao am Pariser Flughafen Orly begrüßte. Große Ehre für große Verträge: Bei dem Staatsbesuch werden Wirtschaftsabkommen in zweistelliger Euro-Milliardenhöhe unterzeichnet. Paris spricht von "historischen" Geschäftsabschlüssen: Allein von Airbus bestellen chinesische Firmen gut hundert Maschinen im Wert von zehn Milliarden Dollar. Französische Energiekonzerne wie Total und Areva rechnen ihrerseits mit Milliardenaufträgen für eine CO2-arme Kohleaufbereitung sowie die Lieferung von Atombrennstoff an China. Danach wird der chinesische Präsident nach Lissabon reisen, um dort über Krisenhilfe zu verhandeln, genauer gesagt die chinesische Beteiligung an portugiesischen Staatsanleihen und Infrastrukturprojekten.

Ähnliche Vorhaben sind auch andernorts in Europa geplant: In Rom wollen die Chinesen in einen Handelsumschlagplatz investieren, zwischen Warschau und Berlin in eine Autobahn, in Irland in eine Großfabrik und in Griechenland in schlecht benotete Staatspapiere. Der in China tätige französische Geschäftsanwalt Olivier Monange meint, dass sich die Chinesen in einem ersten Schritt afrikanische Rohstoffe sichern wollten; jetzt fasse Peking Absatzmärkte in Europa ins Auge.

Wenig Platz nehmen bei dem Besuch in Paris die Menschenrechtsfragen ein. Den Friedensnobelpreis an den chinesischen Dissidenten Liu Xiaobo hatte Frankreichs Außenminister Bernard Kouchner nur auf "minimalistische" Weise begrüßt, wie das Pariser Wirtschaftsblatt Les Echos spöttelt. Paris dürfte zur Preisübergabe im Dezember nur eine zweitrangige Delegation nach Oslo senden.

Peking fordert Fernbleiben

Am Donnerstag wurde bekannt, dass Peking europäische Botschaften in Schreiben auffordert, der Zeremonie ganz fernzubleiben. Der deutsche Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hatte sich diese Woche in Peking anhören müssen, der Westen und insbesondere die USA steckten hinter dem Friedensnobelpreis.

Während Deutschland immerhin die Haftentlassung Lius fordert, will Sarkozy das Thema bei Hu Jintaos Besuch offiziell gar nicht ansprechen. Der französische Präsident hat noch in sehr unguter Erinnerung, wie er von Peking vor zwei Jahren monatelang geschnitten wurde, weil er den Dalai Lama getroffen hatte.

Wenn Sarkozy jetzt von "Versöhnung" spricht und vor dem hohen Gast aus China "katzbuckelt" , wie die Zeitschrift Canard Enchaîné kommentiert, dann hat das auch mit seinen eigenen Ambitionen zu tun: Mitte des Monats übernimmt Frankreich den G-20-Vorsitz, und Sarkozy will diese Gelegenheit nutzen, um sich mit Blick auf die Präsidentschaftswahlen 2012 in Szene zu setzen.

Dazu gehört auch der Versuch, Hu zu einer flexibleren Haltung in Sachen Yuan-Aufwertung zu bewegen. Wie bei den Menschenrechten setzt das Elysée gegenüber China "eher auf Vertrauen als auf Druck" . Damit grenzt sich Sarkozy auch von Washington ab, das immer lauter mit Sanktionen gegen Pekings Wechselkurspolitik droht.  (Stefan Brändle aus Paris/DER STANDARD, Printausgabe, 5.11.2010)