Johannesburg - Sein Name steht für das Ende des Apartheid-Regimes in Südafrika wie Ex-Präsident Nelson Mandela oder Erzbischof Desmond Tutu. Dabei tat Makhaya Ntini nichts anderes, als Bälle zu werfen.
Der Rücktritt des 33-jährigen Athleten, der Mitte der 1990er-Jahre als erster Schwarzer in den von privilegierten Weißen dominierten Sport Kricket drängte, war Anfang der Woche in Südafrika eine Ankündigung von nationaler Bedeutung. "Niemand hat je gedacht, dass schwarze Kricketspieler auf internationalem Niveau mithalten können" , sagte Ntini. "Ich habe ihnen das Gegenteil bewiesen."
Ntini war 1998 als erster Schwarzer in die südafrikanische Kricket-Nationalmannschaft berufen worden. Entdeckt wurde er acht Jahre zuvor von Talentsuchern als 13-Jähriger in seinem kleinen Dorf Mdingi, da wurde gerade erst angedacht, die Gesetze zur Rassentrennung in Südafrika aufzuweichen. Die körperliche Erscheinung machte die Talentsucher aufmerksam. Ntini möge, so sagt es zumindest die Legende, doch kurz vom Viehhüten ablassen und den Scouts ein paar Probewürfe vorzeigen. Wenig später hatte Ntini ein Stipendium für eine Schule in der Tasche.
Er sprach kein Wort Englisch, und als er am ersten Tag auf dem College von seinem Lehrer nach seinem Namen gefragt wurde, kamen ihm nur die zwei Begriffe in den Sinn, die ihm die Kricket-Trainer im Dorf beibrachten: "Fast Bowler" , schneller Werfer.
Da die Funktionäre im weißen Sport Kricket Offenheit demonstrieren wollten, kam ihnen Ntini genau recht. Doch der Südafrikaner war bald weit mehr als der Quotenschwarze im Team. Sein Talent und sein Ehrgeiz ließen ihn zu einem der weltweit besten Werfer aufsteigen, trotz oder wegen seiner unorthodoxen Technik. "Ich musste hart dafür arbeiten" , sagte Ntini. Für die Nationalmannschaft absolvierte der populärste Sportler seines Landes bis Dezember 2009 mehr als 100 Tests, also Länderspiele. Neben ihm haben das nur zwei weitere Spieler geschafft.
Am 9. Januar 2011 soll Makhaya Ntini im WM-Stadion von Durban beim Spiel gegen Indien vor 70.000 Zuschauern zum letzten Mal das Trikot der "Proteas" tragen. Für seinen Verein Warriors möchte er noch zwei Jahre spielen, ehe er sich um die Ausbildung von Kricket-Talenten kümmern will. Dafür hat Ntini eine eigene Akademie gegründet. "Mein Traum ist, etwas zurückzugeben" , sagte er, und nur mit viel Mühe konnte der Nationalheld bei seiner Rücktrittsankündigung seine Tränen zurückhalten. (krud, DER STANDARD Printausgabe, 5.11.2010)